WHO passt HIV-Therapie an

Forscher und Forscherinnen haben zwei Medikamente verglichen, die von der Weltgesundheitsorganisatin (WHO) zur Behandlung von Aids empfohlen werden. Dabei stellten sie deutliche Vorteile der einen Therapie fest. Die WHO passt deshalb ihre Empfehlungen an.

Dolutegravir und Efavirenz sind Arzneistoffe, die die Virenlast bei HIV-Patientinnen und -Patienten reduzieren. Bisher wurden die beiden Medikamente jedoch nie unter Bedingungen getestet, wie sie in einkommensschwachen Ländern vorherrschen. Schweizer Forscher und Forscherinnen haben mit Kollegen aus Frankreich und Kamerun untersucht, wie Betroffene in Spitälern in Kamerun auf die beiden Medikamente ansprechen.

Wie die Gruppe um Alexandra Calmy unlängst im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ berichten, liegt das Risiko einer durch die Behandlung ausgelösten Resistenz bei Dolutegravir viel tiefer. Dies sei ein Vorteil für die Gesundheit sowohl des Einzelnen wie auch der Bevölkerung, wie die Universität Genf in einer Aussendung festhielt.

Weniger erfolgreich als erwartet

Wenn HI-Viren gegen die Behandlung unempfindlich werden, vermehren sie sich trotz der Therapie wieder. „Betroffene sind dann schwieriger zu behandeln und können einen viel stärkeren Virus an andere übertragen“, so Calmy.

Für die Studie teilten die Forschenden 613 Teilnehmende, die nie zuvor eine HIV-Therapie erhalten hatten, zufällig in zwei Gruppen. Die eine Gruppe erhielt eine Kombinationstherapie mit Dolutegravir, die andere mit Efavirenz.

Nach der Studiendauer von zwei Jahren stellte sich heraus, dass der Erfolg der Therapien tiefer lag als erwartet. Bei beiden Gruppen lag bei etwa drei Vierteln der Teilnehmenden die Virenlast so tief, dass sie sich nicht mehr feststellen ließ. Klinische Studien für die Marktzulassung hatten höhere Erfolgsquoten vermuten lassen.

Diese würden allerdings in westlichen Ländern und hauptsächlich an männlichen Patienten durchgeführt, die von einer frühen Diagnose und gutem Gesundheitszustand profitieren, erklärte Studienerstautor Charles Kouanfack vom Yaounde Central Hospital.

Mehr Patientinnen als in klinischen Studien

Die Patientengruppe in Kamerun sehe sehr anders aus: Zwei Drittel seien Frauen, die spät getestet würden. Sie starteten die Therapie mit einer hohen Virenlast und erhielten oft kaum medizinische Nachkontrollen. „Die Therapie braucht dann länger, um zu wirken“, betonte Kouanfack.

Unterschiede zwischen den beiden Medikamenten zeigten sich jedoch insbesondere bei jenen, bei denen die Therapie nicht den gewünschten Effekt hatte. Dolutegravir löste keine Resistenz der Viren aus, so dass andere Behandlungsoptionen bleiben. Bei Efavirenz jedoch stellten die Forscher fest, dass die Behandlung wichtige Resistenzmechanismen in Gang setzte, hieß es in der Aussendung.

Nach Veröffentlichung der Resultate Ende Juli passte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) daher im August ihre Empfehlungen an. Dolutegravir ist das neuere der beiden Medikamente und ist seit 2013 auf dem Markt. Efavirenz gibt es seit 1998.

science.ORF.at/APA/sda

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