Central European University stellt ihre Pläne vor

Für Rektor Michael Ignatieff ist es immer noch ein „Skandal“, dass die Central European University (CEU) durch die ungarische Regierung von Viktor Orban zum Rückzug aus Budapest gezwungen wurde. Der Umzug nach Wien sei ein „Neuanfang“.

„Wir lamentieren und weinen ein wenig um unser altes Zuhause. Aber wir blicken mit viel Optimismus, sogar Enthusiasmus darauf, was wir hier schaffen können“, erklärte Provost Liviu Matei. Man experimentiere mit neuen Master- und PhD-Programmen. Ab kommendem Studienjahr werden zum ersten Mal auch Bachelor-Studiengänge angeboten - das war eine Voraussetzung dafür, dass die CEU im Juli als 16. österreichische Privatuni akkreditiert werden konnte und damit hierzulande anerkannte Abschlüsse vergeben darf.

CEU-Rektor Michael Ignatieff

APA/HERBERT PFARRHOFER

CEU-Rektor Michael Ignatieff

Umzug kostete 250 Mio. Euro

In der Forschung arbeitet die CEU laut Ignatieff bereits an Kooperationen mit österreichischen Partnern, man wolle ein „vollwertiges Mitglied der akademischen Gemeinschaft“ werden. „Wir freuen uns auf Forschungspartnerschaften, Konferenzen, Diskussionen, gemeinsame Forschungsanträge für europäische Förderprogramme“, sagte er. Mit den Rektoren der öffentlichen Unis gab es bereits Treffen, jene der Privatunis sollen folgen.

Mit 30. September hat die CEU ihren Studienbetrieb am neuen Standort in Wien-Favoriten begonnen, nachdem die ungarische Regierung ihr die Rechtsgrundlage entzogen und zum Umzug aus Budapest gezwungen hatte. 250 Mio. Euro kostet der Umzug nach Wien bis 2025 - eine Summe, die die Uni laut Ignatieff nur dank ihrem Gründer, dem ungarisch-stämmigen US-Milliardär und Demokratie-Förderer George Soros, stemmen kann. „Eine andere Universität hätte ein solcher Schlag zerstören können.“

"Kapitulation keine Option“

Im aktuellen Übergangsjahr werden insgesamt 600 Studienanfänger der US-akkreditierten Studienprogramme zumindest ein Trimester in Wien verbringen, den Rest der Zeit studieren sie am bisherigen Campus in Budapest. Die Lehrenden werden tageweise hin- und herpendeln. Ab 2020/21 werden dann alle Studienprogramme nur noch in Wien angeboten, neben den US-akkreditierten sind das auch die neuen österreichischen Programme.

In Budapest ist die CEU bis Ende 2022 als Uni akkreditiert, ihre „geistige Heimat“ aufgeben will sie auch danach nicht. „Kapitulation vor Orban und seiner Regierung ist schlichtweg keine Option. Wir werden die freie Forschung in Budapest weiter verteidigen“, so Ignatieff. Immerhin sei die Vertreibung der CEU nur ein Ausdruck dessen gewesen, dass Orban Ungarn zu einem „Einparteienstaat“ umwandle. Neben Forschungsaktivitäten soll auch die Uni-Bibliothek erhalten bleiben. Mit Diskussionsveranstaltungen und Vorträgen will man auch in der Öffentlichkeit sichtbar bleiben.

Neuer Campus Baumgartner Höhe

Das sechsstöckige Gebäude in der Quellenstraße 51 in Wien-Favoriten, in dem am 30. September der Wiener Studienbetrieb aufgenommen wurde, ist nur eine Übergangslösung. In fünf bis sechs Jahren soll die CEU auf das Areal des Otto-Wagner-Spitals übersiedeln, derzeit wird laut Ignatieff noch an den Verträgen gearbeitet.

Die CEU könne nur etwa ein Dritte des Areals bespielen, die Renovierung der denkmalgeschützten Pavillons sei extrem teuer. Man brauche daher Partner, betonte Ignatieff. Die Idee: Die CEU soll sich das Areal mit anderen Unis, Forschungs- und Kulturinstitutionen teilen. Auch das geschlossene Jugendstiltheater am Steinhof könnte dann wieder bespielt werden. Das Areal sollen jedenfalls auch künftig für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

science.ORF.at/APA

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