Obst und Gemüse gegen Depressionen

Obst und Gemüse statt Pommes und Pizza – drei Wochen lang haben junge Erwachsene für eine Studie ihre Ernährung auf Mittelmeer-Kost umgestellt. Am Ende der kurzen Intervention waren sie deutlich weniger depressiv als zu Beginn.

Depressive Menschen leben oft nicht sehr gesund. Sie bewegen sich wenig und greifen gern zu fetten und süßen Speisen. Das ist wenig überraschend. Wenn man antriebslos und niedergeschlagen ist, denkt man wahrscheinlich kaum an Sport und gesunde Ernährung. Der Lebensstil könnte aber nicht nur die Folge der Verstimmung sein, sondern auch ursächlich damit zu tun haben. Schon länger wird dieser Zusammenhang diskutiert. Und zumindest epidemiologische Studien legen einen solchen nahe.

So soll etwa Bewegung das Risiko, depressiv zu werden, senken; laut einer im Jänner dieses Jahres erschienenen Studie um ein Viertel. Gesunde Ernährung soll ebenfalls helfen; laut US-Medizinern verringert sich das Risiko dadurch um elf Prozent. Umgekehrt könnte das bedeuten, dass sich Änderungen im Lebensstil wiederum positiv auf Betroffene bzw. ihre psychische Verfassung auswirken. Konkret untersucht wurde das laut den Forscherinnen und Forschern um Heather M. Francis von der australischen Macquerie University bisher kaum.

Entscheidende Lebensphase

Für die Studie hat das Team gezielt nach jungen leicht depressiven Erwachsenen gesucht, die nicht auf ihre Ernährung achten. In diesem Alter seien Menschen besonders anfällig für Depressionen, außerdem werden in dieser Lebensphase oft die Weichen für den späteren Lebensstil gestellt, d.h. es entscheidet sich, wie gesund sich jemand später ernährt oder generell lebt. 76 Studentinnen und Studenten zwischen 17 und 35 Jahren wurden rekrutiert. Laut standardisierten Diagnoseverfahren hatten sie mittelschwere depressive Symptome und ernährten sich eher ungesund, mit viel verarbeiteten Lebensmitteln, viel Fett und Zucker.

Die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahm an der Intervention teil, die andere Hälfte lebte weiter wie zuvor. Am Anfang erhielt die Diätgruppe eine Einführung durch einen Ernährungsexperten. Auf dem Speiseplan stand ab sofort mediterrane Kost: fünf Portionen Gemüse pro Tag, zwei bis drei Portionen Obst, außerdem Vollkornprodukte und bekömmliche Proteine wie Eier, Fisch oder Tofu, Milchprodukte, Olivenöl, Nüsse und Gewürze. Zudem gab es die Empfehlung, einfache Kohlenhydrate, Zucker, fettes und verarbeitetes Fleisch sowie Softdrinks zu reduzieren. Außerdem erhielt die Diätgruppe Rezepte und Essensvorschläge. Um die Ernährungsumstellung leichter durchzuhalten, wurden teure Lebensmittel wie Olivenöl, Nüsse und Gewürze zur Verfügung gestellt. Und für gesammelte Rechnungen von Lebensmitteleinkäufen gab es am Ende eine Extravergütung.

Jede Woche wurde telefonisch besprochen, wie es den Teilnehmern ging. Die Intervention wurde für drei Wochen anberaumt – laut den Forschern sollte das für erste körperliche Veränderung ausreichen. Danach wurden beide Gruppen zu ausführlichen psychischen, kognitiven und medizinischen Tests eingeladen.

Ergänzende Therapie

Tatsächlich waren die depressiven Symptome in der Diätgruppe deutlich zurückgegangen, auf ein „normales“ Level, wie die Autorinnen schreiben. Am meisten bei jenen Teilnehmern, die sich besonders strikt an die Diät gehalten hatten. Bei der Kontrollgruppe hatte sich hingegen nichts an der psychischen Verfassung verändert. Nach drei Wochen gesunder Ernährung waren die Studentinnen und Studenten auch weniger ängstlich und gestresst als zu Beginn. Detailauswertungen legen nahe, dass der Verzicht auf ungesunde Nahrungsmittel mindestens genauso wichtig ist wie die gesunden Produkte selbst. Noch drei Monate später – als die Teilnehmer aus der Diätgruppe erneut telefonisch befragt wurden – schien ihre psychische Verfassung stabil geblieben zu sein.

Was hinter dem Zusammenhang steckt, wurde im Rahmen der Studie nicht untersucht. Ältere Theorien vermuten, dass ungesunde Ernährung zu Entzündungen im Körper führt oder das Mikrobiom im Darm verändert. Das wiederum könnte psychische Folgen haben. Wie die Forscherinnen und Forscher der aktuellen Studie betonen, kann gesunde Ernährung sicher keine Psychotherapie oder notwendige medikamentöse Behandlungen ersetzen, aber unter Umständen eine gute Ergänzung sein.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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