Philosophie gegen die Klimakrise

Was tun gegen die Klimakrise? Das ist nicht nur eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Frage, sondern auch eine ethische. Klimaphilosophen und -philosophinnen haben an der Uni Wien vor Kurzem versucht, ein paar Antworten zu liefern.

„Greentopia – Neue Wege aus dem Klimawandel“ – unter diesem Titel luden die Philosophin Angela Kallhoff und ihr Team vom Philosophischen Institut der Universität Wien zum wissenschaftlichen Meinungsaustausch.

Die Konferenz bildete das Ende eines fünfjährigen Projekts, in dem Pflanzen aus den verschiedensten Perspektiven der Ethik untersucht wurden. Kallhoff: „Wir haben uns zum Abschluss entschieden, über die Pflanzen hinauszublicken und das große Thema der Klimaethik zu thematisieren.“

Globale Versammlung gegen Erderwärmung

Zwei Grad Celsius darf die weltweite Durchschnittstemperatur steigen, das haben 175 Staaten beim Pariser Klimaabkommen im Jahr 2016 unterzeichnet – noch besser wären höchstens 1,5 Grad, wie Wissenschaftler berechnet haben. Um die Erderwärmung zu bremsen, schlug einer der nach Wien angereisten Experten, der Moralphilosoph Stephen Gardiner von der University of Washington, eine globale verfassungsgebende Versammlung vor. Dabei sollten Politiker und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammenkommen, um über neue Wege aus der Klimakrise zu beraten.

Die derzeitige Situation beschrieb Gardiner nämlich so: „Wir wissen bereits seit etwa 25 Jahren vom Klimawandel und sind bis heute daran gescheitert, irgendetwas dagegen zu unternehmen.“ Inspiration für seinen Lösungsansatz zog der Moralphilosoph aus der US-amerikanischen Verfassung. Vor deren Unterzeichnung hätten Politiker und Experten monatelang über die Zukunft der USA beraten. Ähnliches würde sich Gardiner auch von heutigen Politikern auf der ganzen Welt wünschen.

Kontakt mit Natur geht verloren

Ebenfalls zu Gast bei der Greentopia-Konferenz: der US-amerikanische Philosoph Paul Thompson von der Michigan State University. Er sprach über seine Sorgen rund um die Landwirtschaft, denn welche Pflanzen in welcher Region angebaut werden können, werde sich in Zukunft aufgrund der Erderwärmung drastisch ändern. Große Teile der landwirtschaftlichen Flächen, auf denen heute Nahrungsmittel angebaut werden, würden in Zukunft außerdem überhaupt nicht mehr genutzt werden können, warnte Thompson.

Der US-Philosoph zeigte sich jedoch nicht deshalb besorgt, denn Nahrung könnte in Zukunft auch im Labor produziert werden. Für ihn stellt der Rückgang an landwirtschaftlichen Flächen vor allem ein kulturelles Problem dar, denn damit würden die Menschen immer weniger in Kontakt mit der Natur kommen. Als Beispiel nannte Thompson ein paar seiner Studenten, die nicht zwischen einem Produkt, das auf einem Feld gewachsen ist und einem Produkt aus einer Fabrik unterscheiden konnten. Der Philosoph würde sich wünschen, dass zukünftige Generationen wieder in engeren Kontakt mit der Natur kämen.

Weiter Weg: Von der Theorie zur Praxis

Bis Lösungsansätze wie etwa Gardiners verfassungsgebende Versammlung in die Praxis umgesetzt werden, könnte es noch einige Zeit dauern. Der Weg dahin sei lang, müsse jedoch, laut dem Moralphilosophen, gegangen werden: „Wir sind moralisch dazu verpflichtet, zukünftige Generationen zu schützen. Auch, wenn wir selbst keinen direkten wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen können.“

Raphael Krapscha, Ö1-Wissenschaft

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