Wie Fliegen kopfüber landen

Wissenschaftler aus Indien und den USA wollen Mini-Roboter bauen, die kopfüber an der Decke landen können. Videoaufnahmen von Fliegen zeigen allerdings: Das wird schwieriger als gedacht.

„Es wird nicht trivial“, sagte der Robotik-Experte Jim Gore vorgestern bei einer für Journalisten zugänglichen Telefonkonferenz. Gore ist Teil einer Forschungsgruppe, die Maschinen akrobatische Flugmanöver beibringen will, beispielsweise die Landung kopfüber. Dass so etwas möglich ist, zeigen bekanntlich Fliegen, Bienen und viele andere Insekten vor. Unklar war bis vor Kurzem, wie ihnen das gelingt.

Manöver in Superzeitlupe

Um Licht in die Sache zu bringen, haben die Wissenschaftler aus den USA und Indien Schmeißfliegen in Superzeitlupe gefilmt, die Bilanz ist diese Woche in der Zeitschrift „Science Advances“ nachzulesen – und die sorgt durchaus für Überraschungen. Denn die Fliegen beherrschen das Kopfüber-Manöver offenbar in allen möglichen Varianten, sie schlagen Räder, machen Salti, Rollen seitwärts oder Mischformen derselben und erledigen das alles bis zur Landung innerhalb von nur 50 Millisekunden.

Nachdem das Gehirn der Fliegen bloß so klein ist wie ein Sesamkorn (und nur aus 100.000 Neuronen besteht), müssen die Wissenschaftler eingestehen: Eigentlich ist es fast ein Wunder, dass die Fliegen mit dieser sparsamen Ausstattung zu solchen Leistungen fähig sind. Oder, wie Jim Gore es ausdrückt: Eine Maschine mit diesen Fähigkeiten auszustatten, wird „nicht trivial“.

Als nächstes wollen die Robotiker und Neurowissenschaftler Algorithmen entwickeln, mit deren Hilfe Flugmaschinen ähnlich schnell reagieren können wie die Vorbilder aus dem Tierreich. Was die Hardware und den Energieverbrauch betrifft, gibt es ebenfalls noch viel zu tun, die Studie in „Science Advances“ ist also eher eine Sichtung offener Fragen denn eine Präsentation technischer Lösungen. Das tut sie immerhin auf unterhaltsame Weise: Der Zeitlupe gebührt das Prädikat sehenswert.

Robert Czepel, science.ORF.at

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