Ein Laser als Blitzableiter

Ein europäisches Forschungskonsortium will mit einem Laser Blitze aus Gewitterwolken holen, um sie unschädlich zu machen. Das Gerät, das pro Sekunde 1.000 Laserblitze mit bis zu 600 Gigawatt aussenden kann, wurde am Donnerstag in Unterföhring bei München vorgestellt.

Gebaut wurde es von Trumpf Scientific Lasers, einem von sieben Projektpartnern.

Idee ist nicht neu

Grundidee der Technik ist, mit einem starken Laser in der Luft einen Plasmakanal zu erzeugen. Dieser leitet Elektrizität sehr gut. Ein Blitz folgt ihm deswegen und kann so zu einem bereitstehenden klassischen Blitzableiter geführt und unschädlich gemacht werden. Interessant könnte die Technik beispielsweise für Flughäfen sein, damit diese auch während Gewittern den Betrieb aufrechterhalten können oder um besonders sensible Objekte wie Raketenabschussrampen vor Blitzschlägen zu schützen, erklärte Knut Michel, der Geschäftsführer von Trump Scientific Lasers.

Die Idee, Blitze mit Lasern auszulösen ist nicht neu, wie Michel sagt. Doch bisher sei dies nur im Labor gelungen, nicht aber in der Natur. Die Schwierigkeit sei, einen ausreichend langen und stabilen Plasmakanal zu erzeugen. Dafür brauche man einen Laser, der sowohl stark genug ist, als auch genug Lichtblitze pro Sekunde aussendet. Bisherige Systeme seien typischerweise nur auf zehn Laserblitze pro Sekunde gekommen.

Frühestens in zehn Jahren

Die Expertin Anna Nelles von der Universität Erlangen-Nürnberg, die mit dem Projekt nichts zu tun hat, hält die Idee des Blitzableiter-Lasers für „sicher verfolgenswert“, merkt aber an: „Es ist technisch sehr anspruchsvoll. Ohne die genauen technischen Details zu kennen, wäre ich eher skeptisch, dass es auf Anhieb funktioniert.“ Letztlich müsse man die Technik ausprobieren.

Dies ist geplant: Als nächstes soll der Laser in Frankreich in einer Halle und ab Sommer 2020 in der Schweiz auf dem Gipfel des 2500 Meter hohen Säntis an Gewitterwolken erprobt werden. Sollte das erfolgreich sein, wird es nach Einschätzung von Michel aber noch rund zehn Jahre dauern, bis das System serienmäßig einsatzfähig sein könnte. Die Kosten für ein fertiges Gerät, das neben dem Laser noch weitere Technologien wie Detektoren enthalten würde, schätzt er auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

science.ORF.at/dpa