Papageien sind hilfsbereit

Menschen helfen anderen mitunter auch, ohne eine Gegenleistung zu erhalten oder zu erwarten. Abgesehen von manchen Affenarten ist diese Selbstlosigkeit im Tierreich relativ selten. Wie Experimente nun zeigen, zählen auch Graupapageien zu den sozialen Tieren.

Manche Vögel sind so schlau wie Kleinkinder oder Schimpansen, z.B. Krähen und Graupapageien. Das verdanken sie vermutlich ihrem Gehirn, das zwar klein ist, aber dicht bepackt mit Nervenzellen. Man bezeichnet sie daher auch als „gefiederte Affen“, erklären die Forscherinnen Désirée Brucks und Auguste von Bayern vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in einer Aussendung. Sie haben in ihrer soeben in „Current Biology“ erschienenen Studie untersucht, ob sich die Intelligenz auch auf das Sozialverhalten der Tiere auswirkt bzw. ob die Vögel anderen Artgenossen helfen.

Die Graupapageien Nikki und Jack helfen einander

Anastasia Krasheninnikova

Die Graupapageien Nikki und Jack helfen einander.

Von Krähen weiß man, dass sie zwar sehr eng zusammenarbeiten, aber einander keine selbstlosen „Geschenke“ machen. Im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchung stand nun die Hilfsbereitschaft bzw. Großzügigkeit von Papageien. Die Forscherinnen führten dafür Experimente mit Graupapageien und Gebirgsaras durch.

Weitergabe von Tauschmittel

Dafür lernten die Tiere vorerst, dass sie Metallringe, die sie von den Versuchsleiterinnen erhalten hatten, gegen Nahrung tauschen konnten. Dann wurde das Loch in der Plexiglaskammer, wo der jeweilige Vogel saß, versperrt; der Futtertausch dadurch unmöglich. Es gab aber eine Verbindung zur Nachbarkammer, in der sich ebenfalls ein Versuchstier befand, das aber keine Metallringe bekommen hatte.

Die allermeisten getesteten Graupapageien gaben die Handelsware - von Schnabel zu Schnabel - an den Nachbarn weiter. So konnte dieser am Ende die Ringe gegen Nüsse tauschen. In vielen Fällen kannten die Tiere einander nicht einmal. „Wir waren überrascht, dass sieben von acht Graupapageien die Metallringe spontan weitergaben, schon beim allerersten Mal“, erzählt von Bayern in der Aussendung. Die Tiere hatten noch keine Erfahrung gesammelt und zudem keine Ahnung, dass sie später selbst die Rolle des Nachbarvogels spielen werden. Die Papageien waren also hilfsbereit, obwohl sie keinen unmittelbaren Vorteil oder Aussicht auf eine Gegenleistung hatten.

„Außerdem“, so die Forscherin „scheinen die Vögel zu begreifen, wann ihre Hilfe sinnvoll ist.“ War nämlich das Tauschloch zwischen dem Nachbarvogel und der Versuchsleiterin geschlossen, gaben sie den Metallring erst gar nicht weiter. Auch wenn die Papageien sowohl vertrauten als auch fremden Artgenossen halfen, wurden „Freunde“ etwas bevorzugt. Sie erhielten noch mehr Metallringe.

Soziales Image

Die Experimente mit den Aras verliefen völlig anders. Sie gaben die Tauschobjekte nur sehr selten an den Nachbarvogel weiter – unabhängig von der Versuchsanordnung und ob sie diesen kannten oder nicht.

Den Ursprung dieser Verhaltensunterschiede vermuten die Forscherinnen im Sozialleben der Vogelarten. In der freien Natur leben Graupapageien in riesigen Verbänden mit bis zu 1.200 Mitgliedern, schreiben die Autorinnen. Die Tiere haben dabei immer wieder mit anderen Artgenossen zu tun und bilden wechselnde Allianzen. Für die Graupapageien zahle sich ein soziales Image daher langfristig aus. Die Gebirgsaras leben hingegen in kleineren und stabileren Schwärmen: Wenn man immer dieselben Kooperationspartner hat, nützt es wenig, sich besonders großzügig und hilfsbereit zu zeigen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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