Hongkonger leiden unter Protesten

Nach Monaten teilweise gewaltsamer Proteste zeigt einer Studie zufolge fast jeder fünfte erwachsene Hongkonger Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Rund jeder Zehnte weist Symptome einer beginnenden Depression auf.

Die Zahlen ähneln den Wissenschaftlern der Universität Hongkong zufolge jenen in Kriegsgebieten oder nach Terroranschlägen. 810.000 der insgesamt 7,4 Millionen Hongkonger weisen demnach PTBS-Symptome auf. Im März 2015 waren demnach fünf Prozent der Menschen betroffen, im September/November 2019 knapp 13 Prozent.

Proteste in Hongkong 2019

Philip FONG / AFP

Der Anteil der Menschen mit Anzeichen einer beginnenden Depression stieg von zwei Prozent im Jahr 2014 auf rund elf Prozent. Hongkonger, die Onlinenetzwerke nutzen, um sich über die politischen Ereignisse zu informieren, haben der Studie zufolge zudem ein höheres Risiko, an Depression oder PTBS zu erkranken. Den Wissenschaftlern zufolge könnten noch weitaus mehr Menschen betroffen sein, da die Studie Minderjährige nicht berücksichtigte. Diese machen jedoch einen großen Teil der Demonstranten aus.

Zu wenig Ressourcen

„Hongkong hat zu wenige Ressourcen, um mit dieser übermäßigen Zahl psychisch Erkrankter fertig zu werden“, sagt der Mediziner Gabriel Leung, der die Studie mit leitete.

Die Wissenschaftler werteten mehrere Umfragen aus den Jahren 2009 bis 2019 mit insgesamt 18.000 Befragten aus. Den Angaben zufolge handelt es sich um die weltweit größte und längste Studie zu den Auswirkungen sozialer Unruhen auf die psychische Gesundheit.

In Hongkong hatten vor knapp sieben Monaten Massenproteste gegen die pekingtreue Führung begonnen, die immer wieder in Gewalt umschlugen. Die Polizei ging mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor, einige Protestteilnehmer warfen unter anderem Benzinbomben.

science.ORF.at/APA/AFP

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