Was Geweihe mit Krebs zu tun haben

Es ist der am schnellsten wachsende Knochen bei Säugetieren: das Hirschgeweih. Forscher haben nun Ähnlichkeiten zum Wachstum von Tumoren entdeckt. Die Erkenntnisse könnten auch für die Krebsforschung interessant sein.

Das imposante Geweih von Hirschen ist ein einzigartiges Organ. Es dient Männchen zum Kampf- und Imponierverhalten und wird jedes Jahr vor der Paarungszeit komplett neu gebildet. Dabei kann es bis zu 1,7 Zentimeter am Tag wachsen. Wie dieses rasante Wachstum funktioniert, beschreibt eine neue Studie.

Röhrender Damhirsch

Ronald Wittek dpa/lni

Röhrender Damhirsch

Dafür untersuchte das interdisziplinäre Forscherteam das Genom von Hirschen. Sie identifizierten eine Reihe von tumorfördernden Genen, die bei der Geweihbildung aktiv werden. Überraschenderweise werden jedoch auch tumorhemmende Gene aktiviert.

„Kontrollierter Knochenkrebs“

Man könne den Prozess der Geweihbildung als „kontrollierten Knochenkrebs“ bezeichnen, meint Paläobiologe Edward Davis von der Universität Oregon, der nicht an der Studie beteiligt war, gegenüber science.ORF.at: Dabei kommt es zu einem „tumorartigen Wachstum der Zellen, das im Gegensatz zu Krebs kontrolliert und wieder abgeschaltet werden kann“.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 10.1. um 13.55 Uhr.

Die tumorhemmenden Gene scheinen Hirsche und die diversen Hirscharten generell resistenter gegen Krebs gemacht zu haben. Zoostudien zeigen, dass beispielsweise Rehe fünfmal seltener Krebs bekommen als andere Säugetiere. Damit könnte der Prozess der Geweihbildung für die Krebsforschung interessant sein, meint der Paläobiologe.

Eine andere medizinische Anwendung sieht der Paläobiologe bei Prothesen. In Fällen, wo ein kurzer Stumpf nicht genug Ansatz für eine Prothese bietet, könne man womöglich den Mechanismus der Geweihbildung ausnützen, um das nötige Knochenmaterial wachsen zu lassen.

Pablo Graf Ancochea, science.ORF.at

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