Ratten: „Wie Du mir, so ich Dir“
Ratten gelten als hochsozial und helfen in verschiedenen Situationen Artgenossen, indem sie zum Beispiel Futter teilen oder sich gegenseitig putzen. Aber sie helfen nicht allen Artgenossen. Experimente sollten klären, wie die Tiere ihre Auswahl treffen.
Manon Schweinfurth
Dabei lernten die Nager jeweils verschiedene Partnerratten kennenlernten. Diese teilten mit ihnen das Futter oder eben nicht. Tags darauf wurden die Rollen vertauscht. Nun konnte die Ratte entscheiden, ob und wie viel Futter sie mit der Partnerratte teilt. Dabei zeigte sich, dass die Ratten ihre Kooperationsbereitschaft von der vorherigen Begegnung abhängig machten. Hatte ihnen die Partnerratte geholfen, taten sie dies nun auch.
Letzte Begegnung zählt
Frühere Begegnungen mit der Partnerratte wurden jedoch für den Entscheid nicht berücksichtigt. "Die Ratten basierten somit ihre Entscheidung immer auf der letzten Begegnung und nicht auf der gesamten sozialen Interaktion“, so die Studienautorin Manon Schweinfurth laut einer Mitteilung der Uni Bern.
Die Studie
Rats play tit-for-tat instead of integrating social experience over multiple interactions“, Royal Society B, 15.1.2019
Die Taktik der Ratten ist nützlich, da sich damit die Informationsmenge stark reduziert, die sie brauchen, um in ihrer Kooperationsbereitschaft von Artgenossen nicht ausgenutzt zu werden. Auch Menschen wenden laut Schweinfurth diesen „Trick“ mitunter an, wenn sie miteinander kooperieren.
Um auszuschließen, dass Ratten sich nur merken können, was in den letzten 24 Stunden passierte, wurde ein weiteres Experiment durchgeführt. Dabei erfuhren die Ratten von ihren Partnern jeweils einen Gefallen ein oder drei Tage bevor die Ratte sich revanchieren konnte. Laut Schweinfurth konnten sich die Ratten problemlos auch an die drei Tage zurückliegende Begegnung erinnern und sie als Entscheidungsgrundlage nutzen. Weitere Studien sollen zeigen, wie weit verbreitet die gegenseitige Hilfe im Tierreich ist.
science.ORF.at/APA/sda