Auch Wölfe apportieren Bälle

Hunde lieben es, Bällen oder Stöcken nachzujagen und sie ganz ohne Belohnung zurückzubringen. Das unterscheidet sie von ihren Vorfahren, den Wölfen – dachte man bisher. Experimente zeigen nun: Auch manche Wolfswelpen apportieren spontan.

Irgendwann - vor 20.000 bis 40.000 Jahren – wurde aus dem wildlebenden Wolf der beste Freund des Menschen, der Hund. Seit damals wurden wünschenswerte Eigenschaften und Merkmale durch gezielte Zucht verstärkt, weniger erwünschte hingegen abgeschwächt. Heute gibt es mehrere hundert Hunderassen – mit ihren Vorfahren haben sie oft nicht mehr viel Ähnlichkeit, weder äußerlich noch vom Verhalten.

Junger Wolf namens "Flea"

Christina Hansen Wheat

Junger Wolf namens „Flea“

Dennoch sind vermutlich nur wenige dieser Veränderungen eine Folge von genetischen Mutationen, wie z.B. die schwarze Fellfarbe, schreiben die Christina Hansen Wheat und Hans Temrin von der Universität Stockholm in ihrer soeben in „iScience“ erschienenen Studie.

Die allermeisten genetischen Variationen waren aber vermutlich schon bei den wilden Verwandten in irgendeiner Form angelegt. Das legen auch Studien zum Verhalten von Wölfen nahe. Unter anderem sind sie sehr sozial und kooperativ, zumindest unter ihresgleichen. Allein bei der Interaktion mit Menschen gebe es größere Unterschiede, so die weit verbreitete Annahme. Unter anderem sollen nur Hunde soziale menschliche Signale - auch ohne Training und ohne Belohnung - verstehen und darauf reagieren können, eine Folge der Domestikation.

Überraschende Reaktion

Umso überraschter waren die beiden schwedischen Wolfsforscher, als sie ihre jüngsten Verhaltensexperimente mit 13 acht Wochen alten Wolfswelpen aus drei verschiedenen Würfen durchführten. Bei einem der Tests wirft eine den Tieren nicht bekannte Person einen Tennisball in den Raum und versucht sie zu animieren, damit zu spielen und ihn zurückzubringen. Hansen Wheat und Temrin rechneten nicht damit, dass die jungen Wölfe darauf eingehen werden. Tatsächlich zeigten die Tiere aus zwei Würfen keinerlei Interesse.

Video: Wolfsjunges reagiert auf Ball

Beim dritten Wurf stutzten die Versuchsleiter: Die Jungtiere liefen dem Ball nach, reagierten auf den Menschen, obwohl sie diesen noch nie zuvor gesehen hatten, und manchmal brachten sie den Ball sogar wieder zurück. „Ich hatte das nicht erwartet. Keiner von uns“, betont Hansen Wheat in einer Aussendung. Das sei ein klares Indiz dafür, dass sich die Fähigkeit nicht erst bei Hunden entwickelt haben kann. Wahrscheinlich habe es die entsprechenden Anlagen schon bei wildlebenden Wölfen gegeben, vermutet die Forscherin: „Junge Wölfe, die auf Menschen reagieren, könnten in der frühen Phase der Domestizierung bevorzugt worden sein.“

Eva Obermüller, science.ORF.at

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