Antarktis: Zu warm für den Zügelpinguin

Wenn das Eis in der Antarktis schmilzt, leiden Pinguine in doppelter Hinsicht: Nicht nur ihr Lebensraum wird kleiner, sie finden auch weniger Futter. Einige Kolonien seien deswegen um die Hälfte geschrumpft, berichtete die Umweltorganisation Greenpeace.

Ein Forschungsteam von Greenpeace hat die Entwicklung einzelner Pinguinkolonien in der Antarktis untersucht. Dabei handelte es sich um Zügelpinguine auf der nordostantarktischen Insel Elephant Island. Und diese haben einen dramatischen Rückgang zu verzeichnen: Die Population ist in den vergangenen Jahrzehnten um fast 60 Prozent eingebrochen.

Greenpeace-Forscher bei der Pinguinzählung

Greenpeace - Christian Aslund

Greenpeace-Forscher bei der Pinguinzählung

Anfang der 1970 Jahre lebten dort noch mehr als 122.000 Brutpaare, heute sind es nur rund 52.000. Bei einer der Kolonien beobachtete das Forschungsteam sogar einen Einbruch von 77 Prozent. Ursache dafür dürften die steigenden Meerestemperaturen sein, sagte Lukas Meus von Greenpeace. Wenn es wärmer wird, gibt es weniger Krill in den antarktischen Meeren. „Und das ist die Hauptnahrungsquelle der Pinguine“, so Meus gegenüber science.ORF.at.

Die kleine Krebstiere, die zum tierischen Plankton zählen, ernähren sich wiederum von pflanzlichem Plankton. Werden die arktischen Meere wärmer, verändert sich das gesamte Ökosystem: Die kleinsten Algen bleiben aus, was wiederum die Krillbestände dezimiert. Das führt dazu, dass größere Tiere wie Pinguine, Robben und Wale nicht ausreichend Nahrung finden. Die Nahrungskette funktioniert nicht länger.

Zügelpinguine in der Antarktis

Greenpeace - Abbie Trayler-Smith

Zügelpinguine und Eselspinguine in der Antarktis

Nicht nur die Krillbestände schrumpfen, die Pinguine verlieren auch ihr Jagdrevier. „Zügelpinguine gehen typischerweise von Eisschollen aus auf Jagd nach Krill, weil sich die Krebstierchen darunter aufhalten“, so Meus. Gebe es keine Eisschollen mehr, werde die Nahrungssuche sehr erschwert. Und das Eis in der Antarktis schmilzt weiter. Erst vergangene Woche wurden dort 18 Grad Celsius gemessen - die höchste jemals auf dem antarktischen Kontinent gemessene Temperatur seit Beginn der Messungen 1961.

Greenpeace fordert deswegen die Einrichtung von Meeresschutzzonen in der Antarktis. In solchen Schutzgebieten sind jegliche wirtschaftliche Vorhaben wie Fischerei oder Tourismus untersagt. Dann hätten die Pinguinkolonien wie jene der Zügelpinguine auf Elephant Island die Möglichkeit, sich zu erholen. Der letzte Vorstoß, ein 1,8 Millionen Quadratkilometer großes Schutzgebiet in der Antarktis einzurichten, war am Einspruch von China, Russland und Norwegen gescheitert.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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