Coronavirus: Immense Dunkelziffer bei Infektionen

China hat die Erkrankungs-Statistiken zum neuen Coronavirus umgestellt: Infizierte Personen, die keine Symptome zeigen, gelten offiziell nicht mehr als „infiziert“.

Das geht aus neuen Bestimmungen der nationalen Gesundheitskommission in Peking hervor. Wie viele Infektionen damit gar nicht erst erfasst werden, ist unklar. Die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle dürfte immens sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in ihren täglichen Pressekonferenzen zum Virus zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nehmen.

Motive unklar

Ein Grund, warum die Statistik geändert wurde, wurde nicht genannt. Seit Ende vergangener Woche wächst der täglich verkündete Anstieg der neu nachgewiesenen Ansteckungen mit der Lungenkrankheit nicht mehr so stark wie zuvor. In welchem Ausmaß die neue Art, die Zahlen zu erfassen und zu berichten, dahinter steckt, war zunächst unklar.

Die neue Definition widerspricht den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die als Infizierten jemanden betrachtet, bei dem eine 2019-nCoV-Infektion durch ein Labor bestätigt wurde - „ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome“. Mit dem Coronavirus infizierte Personen können in der Inkubationszeit schon selbst ansteckend sein. Experten gehen in der Regel von bis zu 14 Tagen aus.

Die Zahl erfasster Fälle auf dem chinesischen Festland lag am Dienstag bei rund 42.600. Laut offizieller Statistik sind bisher 1.016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben.

WHO-Chef fordert Solidarität

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Welt indes zur Solidarität bei der Bekämpfung der Infektionswelle aufgerufen. „Es geht jetzt nicht um Publikationen, Patente und Profite“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag zum Auftakt eines Expertengipfels in Genf. „Jetzt geht es darum, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten. Mit Ihrer Unterstützung können wir das hinbekommen.“

In Genf tagen bis Mittwoch Experten aus aller Welt, um die Erforschung des Virus voranzubringen und möglichst die Grundlage zur Entwicklung eines Impfstoffs zu legen. Die weltweit führenden Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen.

science.ORF.at/dpa

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