Hand mit Handschuhe kippt Phosphor-Dünger auf ein Feld
©singkham – stock.adobe.com
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Rohstoff

Fischzucht verbraucht zu viel Phosphor

Menschen, Tiere und Pflanzen brauchen Phosphor, um zu leben. Die Ressource ist aber begrenzt. Nun warnen Forscher, dass in der Fischzucht unnötig viel von dem kostbaren Rohstoff verschwendet wird – und machen auch Lösungsvorschläge.

100 Millionen Tonnen Phosphor werden jedes Jahr in Marokko, China und den USA aus Mineralien abgebaut. Das meiste davon wird zu Dünger verarbeitet und in der Landwirtschaft eingesetzt. Circa neun Millionen Tonnen Phosphor jährlich landen aber auch als Fischfutter und Algendünger in Aquakulturen. Das ist viel mehr als notwendig, wie nun eine Studie im Fachjournal „Nature Communications“ zeigt.

Fischfarm für Lachse und Forellen in Russland
AFP – MAXIM ZMEYEV
Fischfarm für Lachse und Forellen in Russland

Denn von den gezüchteten Meerestieren und Fischen werden gerade einmal 20 Prozent, also ein Fünftel des eingebrachten Phosphors aufgenommen. Der Rest bleibt im Wasser, erklärt Daniel Goll, einer der Studienautoren, von der Universität Augsburg. „Die 80 Prozent, die in den Aquakulturen bleiben und nicht geerntet werden, können sich anhäufen. Sie sind dann dort einfach geparkt.“ Da die Phosphorvorkommen weltweit immer weniger werden, ist jede Form von Verschwendung problematisch.

Überschuss gefährdet Artenvielfalt

Bei Aquakulturen in natürlichen Gewässern kommt noch hinzu, dass der Phosphorüberschuss im Wasser das ökologische Gleichgewicht zerstören kann. „Wenn die Phosphorkonzentration sich in Flüssen oder dem Meer lokal erhöht, kann es zu Algenblüten kommen, was sehr schlecht ist für die dort lebenden Tiere", so Goll. Das könne zum Verlust von Biodiversität führen.

Als Lösung könnte man Aquakulturen effizienter gestalten und beispielsweise in der Fischzucht auch Hummer, Krebse und andere wirbellose Tiere einsetzen, die sich von dem phosphorgetränkten Fischkot ernähren. Abgesehen davon brauche es Regulierungen, wie viel Phosphor in Aquakulturen verwendet werden darf, erklärt Goll. In der Landwirtschaft gibt es solche Vorschriften bereits.

Lachs in einer norwegischen Lachsfarm
AFP – ERIC PIERMONT
Lachs in einer norwegischen Lachsfarm

Theoretisch wäre es auch denkbar, den Überschuss im Wasser wiederzuverwerten. Den Phosphor rauzuholen, ist technisch derzeit noch nicht möglich. Anders ist es mit Phosphor aus Fischabfall und menschlichen Ausscheidungen. Hier wird Phosphor bereits recycelt, wie Goll erläutert. „Wenn man Fisch fängt, dann wird er vom Menschen konsumiert, und der Phosphor wird vom Menschen wieder abgegeben. Die Exkremente gehen dann in die Kanalisation und kommen in Kläranlagen, wo der Phosphor wiedergewonnen wird, zum Beispiel in Europa.“

Norwegen recycelt 90 Prozent

Die EU will damit so viel Phosphor wie möglich wiederverwerten. Norwegen sei es bereits gelungen, in der Fischzucht einen Phosphorkreislauf aufzubauen, berichtet der Biologe. Hier kommt man beinahe ohne neuen Phosphor aus.

Biologen wie Goll sehen in nachhaltig betriebenen Aquakulturen eine wertvolle ökologische Alternative zu anderen tierischen Proteinen. „Aquakulturen haben das Potenzial, Protein für die menschliche Ernährung mit einem relativ geringen CO2-Fußabdruck und auch einer relativ hohen Stickstoff- und Phosphornutzungseffizienz zu produzieren – in einem höheren Maß, als das Geflügel, Rinder oder Schweineproduktion gewährleisten können.“

Wie Untersuchungen beispielsweise zeigen, wird bei der Produktion von einer Tonne Rindfleisch fünfmal so viel CO2 ausgestoßen wie in der Lachszucht und doppelt so viel wie bei Shrimps und Garnelen.