Demografie

Kinderkriegen ist „ansteckend“

Kinderkriegen ist laut einer neuen Studie sozial „ansteckend“: Hat eine Kollegin, die Schwester oder Schwägerin ein Kind bekommen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen selbst schwanger werden.

Die Studie basiert auf Registerdaten aus den Niederlanden, die Angaben über Geschwister und Arbeitgeber enthalten. „Dort hat jede Person eine Art Identifikationsnummer, die Geschwister sind verzeichnet und selbst die Arbeitsstelle hat eine Betriebsnummer“, erklärt die Studienleiterin und Demografin Henriette Engelhardt-Wölfler von der Universität Bamberg.

Stärkster Effekt im dritten Jahr

Mit den Daten von Niederländern und Niederländerinnen, die zwischen 1970 und 1979 geboren sind, berechneten die Forscherinnen den Einfluss von außen auf die Familienplanung. „Die starken Effekte finden wir vor allem unter Frauen“, sagt Engelhardt-Wölfler. Am stärksten sei der Kinderwunsch im dritten Jahr, nachdem die Kollegin Mutter wurde.

Auch wenn Geschwister Eltern werden, verstärkt sich der Wunsch nach einem eigenen Baby vor allem bei Frauen. Durch die emotionale Nähe sei er am stärksten im ersten Jahr nach der Geburt des Neffen oder der Nichte, vermutet Engelhardt-Wölfler.

Eine Kettenreaktion

„Darüber hinaus konnten wir erstmals sogenannte Spillover-Effekte über Netzwerkgrenzen hinweg nachweisen.“ Damit ist eine Art Kettenreaktion gemeint: Wird eine Person von Kolleginnen oder Kollegen mit dem Kinderwunsch angesteckt, beeinflusst sie wiederum ihre Geschwister. Und diese haben Einfluss auf ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen. Umgekehrt bekommen Personen im gebärfähigen Alter, die kaum Geburten in ihrem Umfeld miterleben, mit niedrigerer Wahrscheinlichkeit Kinder.

„Diese Kettenreaktion war für uns wirklich neu“, sagt Engelhardt-Wölfler. Welche Mechanismen den beobachteten Effekten zugrunde liegen, zeigt die Studie nicht.