Im Fachjournal „BioScience“ empfehlen sie koordinierte Maßnahmen, um die Gewässer zu schützen und die biologische Vielfalt wieder zu erhöhen.
Lebensgrundlage auch für den Menschen
Süßwasser-Ökosysteme bedecken weniger als ein Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber mehr als zehn Prozent aller Arten und ein Drittel aller Wirbeltierarten. Zugleich bieten diese Ökosysteme eine zentrale Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen, etwa für die Trinkwasserversorgung, die Bewässerung in der Landwirtschaft oder den Fischfang.
Doch diese biologische Vielfalt und deren Ökosystemleistungen sind massiv bedroht: Feuchtgebiete verschwinden dreimal schneller als Wälder und der Rückgang der biologischen Vielfalt ist doppelt so stark in den Gewässern wie am Land oder im Meer. „So sind in den vergangenen vier Jahrzehnten 88 Prozent der Süßwassermegafauna, also Tiere über 30 Kilogramm, verschwunden“, erklärte der Gewässerökologe und FWF-Präsident Klement Tockner, einer der Studienautoren.
Gerade wurde der Schwertstör, eine charismatische Fischart in China, offiziell als ausgestorben gelistet. Von den knapp 30.000 bisher für die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN bewerteten und von Gewässern abhängigen Arten seien 27 Prozent vom Aussterben bedroht. Darunter sind schätzungsweise 62 Prozent der Schildkröten, 42 Prozent der Säugetiere oder jede dritte Amphibienart.

Weniger Kraftwerke und invasive Arten …
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlagen die Forscher und Forscherinnen sechs „vorrangige Maßnahmen“ vor, um die Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität zu bekämpfen: Dazu zählen Maßnahmen zur Sicherung einer Mindestwassermenge in den Bächen und Flüssen, zur Verbesserung der Wasserqualität sowie zum Schutz und zur Wiederherstellung von wichtigen Lebensräumen. Gerade der ungebremste Kraftwerksbau gefährdet derzeit die letzten frei fließenden Gewässer weltweit, aber auch in Österreich oder am Balkan.
Die Forscher sprechen sich zudem für eine nachhaltigere Nutzung von Ressourcen in den Gewässern aus, etwa in der Fischerei oder im Abbau von Sand und Schotter. Weiters müsse die Einschleppung und Ausbreitung nicht einheimischer Arten unterbunden und besser kontrolliert werden.
… sowie bessere Vernetzung
Schließlich empfehlen die Wissenschaftler die Vernetzung („Konnektivität“) von Flüssen u.a. mit den begleitenden Aulandschaften und dem Grundwasser zu verbessern. Diese Konnektivität gilt als Maß für den ökologischen Zustand eines Flusses und der mit ihm verbundenen Ökosysteme; sie ist bei der Hälfte aller Flüsse weltweit bereits unterbunden.
„Alle diese von uns vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits irgendwo umgesetzt. Die Herausforderung besteht nun darin, von ad hoc-Maßnahmen hin zu einem strategischen Ansatz zu kommen, der zu Ergebnissen in einem weitaus größeren Maßstab führt“, schreiben die Forscher und Forscherinnen.