Reich gedeckter Frühstückstisch mit Kaffee, Croissants, Marmelade, Ei, Obst,..
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Biorhythmus

In der Früh verbrennt man mehr Kalorien

Ist das Frühstück doch die wichtigste Mahlzeit des Tages? Ein Experiment liefert neue Argumente für die etwas aus der Mode gekommene Weisheit: Wer morgens am meisten isst, verbrennt doppelt so viele Kalorien wie abends, hat einen stabileren Blutzucker und weniger Lust auf Süßes.

Am Frühstück scheiden sich die Geister: „In der Früh wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler“ – ganze Generationen sind mit dieser Ernährungsweisheit groß geworden. Der Spruch aus Großmutters Zeiten ist aber etwas aus der Mode gekommen, manche halten ihn für einen reinen Mythos: Letztlich komme es darauf an, wie viele Kalorien man insgesamt zu sich nimmt. Einige Experten empfehlen sogar, die erste Mahlzeit des Tages ganz ausfallen zu lassen, Stichwort Intervallfasten. Demnach halten Essenspausen – die lang genug sind – jung, gesund und schlank. Und der Verzicht auf das Frühstück fällt vielen am leichtesten, wenn es darum geht, die empfohlenen 16 Stunden ohne Nahrung auszukommen.

Der Einfluss der Tageszeit bzw. des Biorhythmus‘ auf den Energieverbrauch zu untersuchen, ist zudem nicht ganz einfach. Manche Untersuchungen kamen zum Schluss, dass in der Früh generell mehr Kalorien verbrannt werden, andere ergaben keinen Unterschied. Dieser Widerspruch könnte auch den Studien geschuldet sein, diese hätten meist Schwächen, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Juliane Richter von der Universität Lübeck im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism“. Nur selten finden sie unter standardisierten Laborbedingungen statt. Genau das hat das Team für seine aktuelle Studie nun versucht.

Zeitpunkt entscheidend

16 gesunde und schlanke Männer im Alter von 21 bis 26 Jahren wurden dazu ins Labor gebeten. Zuerst mussten sie drei Tage lang zum Frühstück den Großteil der Kalorien (etwa 70 Prozent des individuellen Grundumsatzes bzw. um die tausend Kilokalorien) und am Abend nur wenig (elf Prozent, ca. 250 Kilokalorien) zu sich nehmen; zwei Wochen später wurde die Nahrungsaufnahme umgedreht und es gab dann drei Tage lang in der Früh nur einen kleinen Snack, dafür am Abend ein reichhaltiges Mahl. Zu Mittag gab es immer etwa zwanzig Prozent der gesamten Kalorien. Die Anzahl der Gesamtkalorien sowie das Verhältnis von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten blieb bei beiden experimentellen Bedingungen gleich.

Reich gedeckter Frühstückstisch, mit Kaffee, Croissants, Müsli, etc.
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Zu mehreren Zeitpunkten am Tag – vor wie nach den Essenzeiten – wurde der Energieverbrauch der Teilnehmer gemessen. Außerdem wurden einige Blutwerte erfasst, z.B. der Blutzucker und der Insulinspiegel. Tatsächlich zeigten sich je nach Tageszeit deutliche Unterschiede bei der nahrungsbedingte Thermogenese – so nennt man den Kalorienverbrauch nach dem Essen, also jener Energie, die der Körper verbrennt, um die Nahrung zu verdauen. Nach dem Frühstück war dieser Energieverbrauch 2,5 Mal höher als nach dem Abendessen, in beiden Versuchsanordnungen. Je größer der Anteil der morgendlichen Kalorien, umso mehr fällt diese Steigerung ins Gewicht.

Blutzucker steigt abends

Auch der Zuckerstoffwechsel dürfte von der Tageszeit beeinflusst sein, wie die Blutwerte zeigten. Nach dem Frühstück stieg der Blutzucker nicht so stark wie nach dem Abendessen, unabhängig von den Kalorien. Die verstärkten aber den Effekt. Am Abend stieg der Wert nach einer üppigen Mahlzeit um 44 Prozent mehr als nach einem reichhaltigen Frühstück, bei der leichten Kost betrug die Steigerung nur 17 Prozent. Ähnliche Effekte zeigten sich beim Insulinspiegel. Dieser war ebenfalls in der Früh immer niedriger und er stieg deutlich stärker nach einem kalorienreichen Abendessen.

Mehr Lust auf Süßes

Zusätzlich zu den Messungen führten die Forscherinnen und Forscher auch noch psychologische Tests und Befragungen durch, bei denen es um Hungergefühle und den Appetit auf Süßes ging.

Wann die meisten Kalorien aufgenommen wurden, machte für den Hunger keinen großen Unterschied. Alle Teilnehmer waren unter beiden experimentellen Bedingungen vor dem Abendessen hungriger als in der Früh, nach einem nur leichten Frühstück waren sie aber im Vergleich noch hungriger. Die letzte Mahlzeit des Tages empfanden alle immer als besonders sättigend, selbst wenn sie nur sehr klein war. Vor dem Abendessen war auch die Lust auf Süßigkeiten immer am größten, aber an den Tagen mit leichtem Frühstück war das Verlangen deutlich stärker.

Es spreche jedenfalls einiges dafür, die althergebrachte Empfehlung für ein ausgiebiges Frühstück zu beherzigen, heißt es. Offenbar unterliegt der Stoffwechsel tatsächlich einem Biorhythmus. Es sei gut möglich, so die Autorinnen und Autoren, dass die inneren Organe in der Früh von Natur aus mehr Energie verbrauchen. Wenn man abnehmen möchte, könnte es also helfen, sich an den Tageszeiten zu orientieren. Aber auch für derzeit gesunde Menschen, könnte sich das langfristig auszahlen, etwa um Erkrankungen wie Diabetes vorzubeugen.