Strand in Polynesien
AFP/MIKE LEYRAL
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Klimawandel

Die Sandstrände verschwinden

Sandstrände sind Sehnsuchtsorte und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Oft sind die umliegenden Küstenregionen dicht besiedelt. Forscher schlagen nun Alarm: Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte weltweit die Hälfte aller Strände verschwunden sein.

Wenige Lebensräume sind so beliebt wie Küstengebiete. Schon früh siedelte sich der Mensch hier an, um das Meer für Fischfang und Handel zu nutzen. Heute zählen sie zu den extrem dicht besiedelten und stark genutzten Landstrichen. Bis heute ist diese Anziehung ungebrochen – das verdeutlichen auch die Menschenmassen, die sich alljährlich auf Erholungssuche in Richtung Meer bewegen.

An etwa einem Drittel aller weltweiten Küsten befinden sich Sandstrände, schreiben Michalis Vousdoukas vom europäischen Joint Research Center im italienischen Ispra und Kollegen in ihrer soeben in „Nature Climate Change“ erschienenen Studie. Diese seien besonders beliebt und intensiv bewirtschaftet. Sie bilden außerdem einen Puffer zwischen Meer und Festland. Beispielsweise schützen sie die Küsten bis zu einem gewissen Grad vor Stürmen und Unwettern.

Permanente Veränderung

Aber ihre Anwesenheit sei keine Selbstverständlichkeit: Sie verändern sich permanent, durch die Gezeiten, das Wetter, Naturereignisse und natürlich den Menschen. Während meteorologische und geologische Faktoren die Strände einmal schrumpfen und dann wieder wachsen lassen, ist die Erderwärmung und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels eine klare Bedrohung für die Küsten der Welt. Der Klimawandel verändert zudem das Wettergeschehen: Extremereignisse wie Stürme könnten zunehmen, das könnte die Küstenstriche zusätzlich treffen.

Sonnenschirme auf einem Strand in Frankreich
AFP/ERIC CABANIS
Der Sandstrand: auch bei Urlaubern besonders beliebt

Was all das für die Sandstrände in den nächsten 30 bis 80 Jahren bedeuten könnte, hat Vousdoukas‘ Team nun berechnet. Dafür zog es einerseits den voraussichtlichen Meeresspiegelanstieg auf Basis zweier Klimaszenarien (RCP8.5 – wenn alles so weitergeht wie bisher, RCP4.5 – die weltweiten Treibhausgasemissionen werden sich bis 2080 bei etwa der Hälfte des heutigen Niveaus einpendeln) heran. Andererseits wurde die Veränderung der Küsten aus historischen Satellitendaten extrapoliert. Die berechnete Tendenz ist eindeutig: Die Erosion wird weiter zunehmen, und die Strände werden schrumpfen. An manchen Orten könnten es sogar jährlich mehrere Meter sein. Bis 2100 werden viele um 100, manchmal sogar 200 Meter schmäler sein.

Kilometerlange Strände versinken

Bis 2050 könnten bis zu 15 Prozent der Sandstrände – das sind mehr als 40.500 Kilometer – gänzlich verschwunden sein, schreiben die Autorinnen und Autoren. Bis zum Ende des Jahrhunderts sogar fast 50 Prozent oder mehr als 131.700 Kilometer. Besonders betroffen könnte jenes Drittel sein, das mit mehr als 500 Personen pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt ist.

Den größten Einfluss hat laut der Studie dabei der steigende Meeresspiegel, geologische Veränderungen und Wetterkapriolen werden hingegen nur eine geringe Rolle spielen. Außerdem werde der Schwund nicht alle Weltgegenden gleich stark treffen. Der größte Verlust kommt auf Australien zu, wo 12.000 Kilometer Sandstrand oder mehr versinken könnten. Danach folgen Kanada, Chile, Mexiko, China und die Vereinigten Staaten. Neben der Reduktion von Treibhausgasen plädieren die Forscher auch für ein nachhaltigeres Management der Küstenregionen, um den drohenden Verlust zumindest etwas zu bremsen.