Flüssigkeit tropft aus einer Spritze
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Krebsprävention

Zu wenige gegen HPV geimpft

2014 hat Österreich als erstes europäisches Land HPV (Humane Papillomviren) ins kostenfreie Kinderimpfprogramm aufgenommen. Die Durchimpfungsrate liegt bei 40 Prozent – laut Experten ist das zu wenig. Das kleine afrikanische Botswana kommt auf 90 Prozent.

Im Vorreiterland Australien könnte Gebärmutterhalskrebs bis 2028 komplett der Vergangenheit angehören, in Europa verzeichnet man aktuell 31.300 Fälle pro Jahr. Vier von fünf Personen beiderlei Geschlechts stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an, ein Drittel der Mädchen weltweit wird durch Impfprogramme erreicht, erläuterten Mediziner und Krebshilfe anlässlich des internationalen HPV-Impftages am 4. März vor Medienvertretern. Einige der mehr als 150 unterschiedlichen humanen Papillomaviren sind an der Entstehung von mehren Krebserkrankungen unter anderem an Gebärmutterhals, Anus, Rachen und Kehlkopf beteiligt. Viele diese Fälle wären vermeidbar, die für Kinder kostenlosen Impfungen sicher und wirksam, so die Experten.

„Es gibt keinen vernünftigen Grund, Kinder und Jugendliche nicht impfen zu lassen“, hieß es unisono. Man empfahl die Prophylaxe nachdrücklich „allen Mädchen und Buben ab dem 9. Geburtstag“. Mythen und Skepsis sollte vor allem mit einer bundesweiten, breiten Informationsoffensive in Kombination mit einem konkreten Opt-out-Modell (bedeutet: Eltern können sich nach eingehender Aufklärung schriftlich gegen die Prophylaxe für ihren Nachwuchs entscheiden, Anm.) begegnet werden.

Botswana als Vorbild

Der Forderungskatalog von AGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie) und Krebshilfe an die Politik umfasst sechs konkrete Punkte inklusive elektronischem Impfpass und niederschwelligerem Zugang. Neben einer niedrigen Durchimpfungsrate und die in vielen Punkten von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Details bemängelten die Experten die mangelnde Dokumentation in Österreich im Vergleich zu vielen anderen Ländern.

Die WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) sieht vor, bis 2030 90 Prozent der Mädchen unter 15 gegen HPV geimpft und Frauen zwischen 35 und 45 auf HPV getestet zu haben. Die häufigste Übertragung erfolgt via Geschlechtsverkehr, daher empfehlen Spezialisten „möglichst viele Kinder möglichst früh“ zu impfen. Ein Schutz vor der ersten sexuellen Aktivität ist empfehlenswert, aber auch später durchaus sinnvoll.

Als ein vorbildliches Beispiel präsentierten die Veranstalter die Bemühungen des im südlichen Afrikas gelegenen Botswana, das eine erfolgreiche Vorgehensweise aufgrund der hohen Durchimpfungsrate von 90 Prozent vorweisen kann. Die in Großbritannien ausgebildete Ärztin und Forscherin Doreen Ramogola-Masire habe „viele Leben gerettet“ – sie erhielt für ihre Vorreiterrolle den AGO Humanity Award.