Regenwaldpanorama: Baumwipfel im Dunst
vaclav – stock.adobe.com
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Klimawandel

Amazonien: Schwächelt die Klimaanlage?

Der Amazonas-Regenwald nimmt klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre auf und wandelt es durch Photosynthese in Biomasse um. Einer Studie zufolge könnte der Regenwald aber an seine Aufnahmegrenzen stoßen.

Grundsätzlich gehen Experten davon aus, dass Bäume mehr CO2 aufnehmen und speichern, je mehr davon in der Umgebungsluft ist. Das wäre im Kampf gegen die Klimakrise praktisch. Immerhin ist der CO2-Anstieg einer der Hauptmotoren für die Klimaerwärmung. Ob das auch für den Amazonas-Regenwald gilt, ist allerdings fraglich. Bis jetzt stützen sich Experten hier nur auf Modellrechnungen, die vor allem für Wälder in gemäßigten Breiten entwickelt wurden. „Es ist also relativ unklar, inwieweit der tropische Regenwald dem CO2-Anstieg entgegenwirkt, da wir dazu relativ wenig Daten haben“, erklärt Daniel Goll von der Universität Augsburg.

Der Biologe hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die gängigen Modelle in einer Studie genauer unter die Lupe genommen – mit dem Ergebnis: Der Amazonas könnte in Zukunft womöglich deutlich weniger CO2 speichern, als in vielen Modellen angenommen. Den Bäumen fehlt es für diese „Leistungssteigerung“ nämlich am notwendigen Phosphor.

Phosphor für CO2-Speicherung notwendig

Der Mineralstoff lässt Pflanzen wachsen und gedeihen und trägt damit dazu bei, dass die Bäume mehr CO2 aufnehmen und speichern können, so Goll. „Einerseits kann ein Baum umso mehr Kohlenstoff aufnehmen, je mehr Blätter er beispielsweise hat. Jedes Blatt besteht zu einem gewissen Prozentteil auch aus Phosphor." Zum anderen hänge die Speicherkapazität auch von der Größe und der Stammmasse des Baumes ab. "Denn auch im Stamm ist Phosphor.“

Luftbild des Amazonas-Regenwaldes in Trairao, Nordbrasilien
AFP/LUNAE PARRACHO

Wie grundsätzlich bekannt ist, gibt es im Amazonas eher wenig Phosphor. Der Boden ist mehrere Millionen Jahre alt und die Mineralien in den Böden sind bereits ausgelaugt, so die Autoren im Fachjournal „Nature Geosciences“. Das unterscheidet den Amazonas-Regenwald beispielsweise von heimischen Wäldern. „In Europa sind die Böden jünger als 10.000 Jahre, weil sie durch die Gletscher erneuert wurden.“

Amazonas-Projekt: Auswirkungen von Klimawandel

Dass im Amazonas weniger Bodenphosphor vorhanden ist, wird aber nur von den wenigsten Modellen berücksichtigt, kritisiert Goll. „Der Großteil der benutzten Modelle geht davon aus, dass immer und überall genügend Phosphor vorhanden ist.“ Die wenigen, eher modernen Modelle, die die Wirkung des Phosphorkreislaufs mitberechnen, kommen auf eine geringere CO2-Aufnahme des Ökosystems.

Wie viel zusätzliches CO2 der Amazonas nun tatsächlich noch aufnehmen und speichern kann, kann auch diese Studie nicht klären. Um eine Antwort darauf zu bekommen, will ein internationales Forschungsteam ein großes Freiluftlabor bauen und darin abgegrenzte Flächen im Regenwald zehn Jahre lang mit zusätzlichem CO2 besprühen. Die Vorbereitungen für den Versuch laufen. Fest steht aber jetzt schon: Rodungen und extensive Landwirtschaft mindern die Speicher-Fähigkeit des Amazonas auch jetzt schon, so die Autoren.