Salzheuschrecken & Tatar von der Roten Rübe
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Bewusst gesund

So gesund sind Insekten

Viele sehen in Insekten das Nahrungsmittel der Zukunft: Sie sind nicht nur gut für den Körper, man tut damit auch etwas Gutes für die Umwelt, heißt es. Tatsächlich sind die unscheinbaren Tiere voller Nährstoffe – wie gut diese aufgenommen werden, ist aber unklar.

Rund 2.000 Insektenarten gelten weltweit als essbar. Sie sind reich an Eiweiß, ungesättigten Fettsäuren und liefern auch Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelementen wie Zink. Es gilt aber wie beim Fleisch und anderen Lebensmitteln auch: Insekt ist nicht gleich Insekt. Das heißt, die Nährstoffzusammensetzung variiert je nach Art und auch Alter der Insekten.

Schwerpunkt: „bewusst gesund“

„Besser essen, länger leben“ – unter diesem Motto steht der „bewusst gesund“- Schwerpunkt des ORF von 7. bis 14. März.

Durchschnittlich enthalten die meisten Insekten getrocknet zwischen 35 und 60 Prozent Eiweiß. Grashüpfer, Heuschrecken und Grillen kommen sogar auf bis zu 77 Prozent, so die Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust von der Universität Wien. Fisch und Fleisch haben deutlich weniger Eiweißanteil. „Gut ist auch: Die Zusammensetzung des Proteins, das Aminosäuremuster, ist bei Mehlwürmern oder Grashüpfern beispielsweise ähnlich dem der Sojabohne und entspricht in jedem Fall dem Referenzprotein der WHO (Weltgesundheitsorganisation, Anm.)“, so Ernährungsexpertin Rust.

Insekten wie zum Beispiel Mehlwürmer haben zudem einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, was sie zu einer guten Alternative für Fisch macht. Käfer, Heuschrecken und Grillen enthalten wiederum viel Folsäure. „Folsäure ist vor allem in Gemüsen und Obst enthalten und ist sehr vorteilhaft für unsere Gesundheit. Nachdem der Durchschnittsösterreicher zu wenig von Obst und Gemüse isst, ist das immer ein Manko in unserer Ernährung.“

Insekten gut fürs Klima

Noch gibt es einige offene Frage: Zum Beispiel ist unklar, wie gut die Nährstoffe vom Menschen aufgenommen werden können. Auch könnte es bei Menschen mit einer Allergie gegen Hausstaub sowie Krusten- und Schalentiere zu allergischen Kreuzreaktionen kommen.

Warum man überhaupt über Insekten als Lebensmittel spricht? Käfer und Würmer haben eine besonders gute CO2-Bilanz und gelten damit als Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel in Anbetracht einer wachsenden Bevölkerung.

Frittierte Grashüpfer und Avocado
AFP/OMAR TORRES
Frittierte Grashüpfer mit Avocado

Bei der Produktion von einem Kilo Mehlwürmer werde beispielsweise zehn- bis hundertmal weniger CO2 verursacht als für ein Kilo Schweinefleisch – je nach Produktionsart. Die gute CO2-Bilanz hat unter anderem auch damit zu tun, dass für Schweine und Rind beispielsweise mehr Futter produziert werden muss. „Im Durchschnitt können Insekten aus zwei Kilogramm Futter ein Kilogramm Insektenmasse produzieren“, zitiert Rust einen Bericht der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO. Demnach werden für ein ein Kilo Rind acht Kilo Futter benötigt. Bei Schweinen sind es rund drei Kilo. Herkömmlich gefütterte Hühner wiederum haben im Durchschnitt eine bessere Futterbilanz. In der EU brauchen Landwirte etwa eineinhalb Kilo Futter, um ein Kilo Hühnerfleisch zu produzieren.

Was Insekten essen

Insgesamt werden für die Viehzucht zwei Drittel der gewonnenen pflanzlichen Proteine wie Soja verwendet, so Rust. Das wäre bei Insekten nicht nur deutlich weniger, es stehen auch andere Dinge auf dem Ernährungsplan: Manche Insekten wie Heuschrecken bekommen beispielsweise Gras, Würmer ernähren sich wiederum von Weizen, Obst und Gemüseresten. „Man könnte Insekten auch mit Bioabfällen füttern. Allerdings muss man hier auf die Hygiene achten. Zudem wirkt sich die Ernährung der Insekten auch auf die Nährstoffzusammensetzung aus“, so Rust.

Insekten sind zwar als Fleisch- und Fischersatz geeignet und interessant, wirklich notwendig sind sie für eine gesunde Ernährung nicht, sagte Rust. Viel wichtiger wäre es, aus gesundheitlichen wie aus ökologischen Gründen tierische durch pflanzliche Nahrungsmittel wie Soja, Kichererbsen und Linsen zu ersetzen. „Man benötigt nicht Insekten zur Komplementierung von pflanzlichen Proteinen, wenn man pflanzliche Proteine richtig kombiniert, dann erhält man schon eine optimale biologische Wertigkeit und kann seinen Proteinbedarf auch rein über pflanzliche Proteine decken.“ Auch sie enthalten viele zusätzliche wertvolle Nährstoffe wie Folsäure, Ballaststoffe, Fette und Vitamine, erklärte Rust.