HI-Virus (künstlerische Darstellung)
nobeastsofierce – stock.adobe.com
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HIV-Heilung

„Londoner Patient“ immer noch virenfrei

Schon einmal ist es gelungen, einen schwerkranken HIV-Patienten dauerhaft von dem Erreger zu befreien. Vor einem Jahr berichteten Mediziner von einem weiteren Fall. Dieser „Londoner Patient“ ist laut einer neuen Studie immer noch „geheilt“.

Seit 30 Monaten sei nun kein aktives HI-Virus nachweisbar, berichtet ein Team um Ravindra Gupta vom University College London im Fachblatt „The Lancet“. Dem an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Mann waren Stammzellen eines Knochenmarkspenders transplantiert worden. Diese waren Träger einer seltenen genetischen Veränderung, die eine Infektion mit HIV verhindert.

Bei der zuvor einzigen dokumentierten Heilung eines erwachsenen HIV-Patienten waren die medizinischen Umstände ähnlich. Auch bei Timothy Brown – bekannt als „Berliner Patient“ – war Spenderknochenmark transplantiert worden, wegen einer lebensbedrohlichen Blutkrebserkrankung. Zusätzlich hatte er eine Ganzkörperbestrahlung und eine Chemotherapie erhalten. 2011 berichteten Mediziner erstmals, dass er bereits für dreieinhalb Jahre virusfrei war. Mittlerweile sind es ungefähr dreizehn.

Hochriskante Therapie

Beim „Londoner Patienten“ war 2003 AIDS diagnostiziert worden. Seit 2012 erhielt er eine antiretrovirale Therapie, im selben Jahr wurde bei ihm Lymphdrüsenkrebs festgestellt, für dessen Therapie die Ärzte 2016 Knochenmark transplantierten. Zusätzlich erhielt er eine weniger starke Chemotherapie, auf eine Ganzkörperbestrahlung wurde verzichtet. Das heißt, die Behandlung der Krebserkrankung war etwas weniger belastend als im Fall der ersten Heilung. Nach der Transplantation folgten 16 weitere Monate mit einer antiretroviralen Therapie gegen HIV. Im vergangenen Jahre – genauer 18 Monate später – berichteten die behandelnden Ärzte erstmals von der möglichen Heilung.

Laut Gupta werde es immer wahrscheinlicher, dass es sich um einen zweiten Fall von Heilung handelt, aber – wie er in einer Aussendung zur Studie einschränkt: „Es handelt sich um eine hochriskante Therapie, einen letzten Ausweg für HIV-Patienten mit anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen.“ Aber langfristig könnte daraus sehr wohl ein breiter anwendbarer Ansatz werden. In einem ebenfalls in „The Lancet“ erschienenen Kommentar warnt Sharon Lewin von der University of Melbourne angesichts der aktuellen Ergebnisse vor zu viel Euphorie: „Sie geben zwar Anlass zur Hoffnung, letztlich wird aber nur die Zeit zeigen, ob der Patient wirklich dauerhaft von HIV geheilt ist.“