Garde des Bundesheers mit rot-weiß-roten Masken
APA/Roland Schlager
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Zeitgeschichte

Bundesheer auf Seite des Widerstands

Beim Gedenken an den 75. Jahrestag der Errichtung der Zweiten Republik hat die Garde des Bundesheers am Montag rot-weiß-rote Masken getragen. Doch das Verhältnis des österreichischen Militärs zum Nationalsozialismus war lange umstritten. Erst Ende Jänner wurde eine Wiener Kaserne nach zwei Widerstandskämpfern umbenannt. Die Geschichte dieser Positionierung beginnt vor fast 35 Jahren.

Die Bernardis-Schmid-Kaserne, ehemals Rossauer Kaserne, ehrt mit Robert Bernardis und Anton Schmid zwei Menschen, die während des Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben. Das Bild der „sauberen“ Wehrmacht wurde erstmals in der Waldheimdebatte 1986 öffentlich in Frage gestellt, meint die Historikerin Heidemarie Uhl von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. „Was hat jemand, der ein Wehrmachtsoffizier am Balkan war, zu verantworten? Etwa in der sogenannten Partisanenbekämpfung, wo sehr viele Verbrechen geschehen sind, oder in der Deportation der jüdischen Bevölkerung?“ Solche Fragen von Mittäterschaft und Mitwissen wurden nun erstmals diskutiert, erklärt Uhl.

Wehrmachtsausstellung wichtiger Schritt

Die Wehrmachtsausstellung ab 1995 war ein zweiter wichtiger Anstoß zu einem kritischeren Umgang mit der Vergangenheit auch in Österreich, meint Heidemarie Uhl. Proteste gegen das Gedenken von Kriegsverbrechern am Heldenplatz mehrten sich. 2012 fand man unter der dortigen Statue des Gefallenen Kriegers in Wien eine nationalsozialistisch gesinnte Gründungsurkunde aus dem Jahr 1935 vom Bildhauer Wilhelm Frass.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 28.4., 13:55 Uhr.

Als Reaktion darauf stellte das österreichische Bundesheer seine Kranzniederlegungen am Heldendenkmal ein. Diese Kranzniederlegungen waren Staatsakte der Republik Österreich, die jedes Jahr am Nationalfeiertag und zu Allerseelen zum Totengedenken von den höchsten Spitzen des Staates in der Krypta des Heldendenkmals stattgefunden hatten.

Neue Ehrenhalle

Seit vergangenen Oktober gibt es ein neues Ehrenmal für die Angehörigen des österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik in der Ehrenhalle des Heldendenkmals. Hier werden nun die staatlich-militärischen Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen stattfinden.

Eine neue Erläuterungstafel in der Krypta wurde ebenfalls angebracht. Darauf wird unmissverständlich deutlich, „dass der Nationalsozialismus in keiner Weise in die Traditionspflege des österreichischen Bundesheeres gehört, sondern ganz im Gegenteil den Werten des österreichischen Bundesheeres widerspricht", so Heidemarie Uhl. Das Bundesheer, so ist auf der Tafel zu lesen, sei dem „Schutz von Demokratie und Menschenrechten verpflichtet“.

Umbenennungen wie die Bernardis-Schmid-Kaserne wirken auch nach Innen, meint Heidemarie Uhl. Zu zeigen, dass die bewaffnete Macht auf dem Boden von Demokratie und Menschenrechten stehe, sei eine wichtige Orientierung für die junge Generation Bundesheerbediensteter.