Geschichte

Hyäne und Mensch haben viel gemeinsam

Sie verließen Afrika beide zur selben Zeit, sie vermischten sich jeweils mit heute ausgestorbenen Verwandten und beide sind hochanpassungsfähige, opportunistische Spezies: Menschen und Hyänen. Auch ihre Stammbäume weisen frappante Ähnlichkeiten auf, berichten nun Forscher.

Ein Team um Michael Westbury von der Universität Kopenhagen verglichen das Erbgut von zwölf Fleckenhyänen (Crocuta crocuta), die heute die häufigsten großen Fleischfresser in Afrika sind, und sieben ausgestorbenen Höhlenhyänen. Daraus rekonstruierten sie die Entwicklungs- und Ausbreitungsgeschichte der Tiere. An der soeben in „Science Advances“ erschienenen Studie war auch Doris Nagel vom Institut für Paläontologie der Universität Wien beteiligt.

Junge Fleckhyäne
AFP/JORG CARSTENSEN
Junge Fleckenhyäne

„Die prähistorischen Menschen und Hyänen verließen Afrika zur selben Zeit vor rund zwei Millionen Jahren“, so Westbury in einer Aussendung. Genau wie die Menschen wanderten die Hyänen immer wieder zwischen den Kontinenten hin und her. Es gab auch Genfluss zwischen mittlerweile ausgestorbenen und heute lebenden Arten wie etwa beim modernen Menschen und Neandertalern sowie Denisovanern: Die Fleckenhyänen aus Afrika mischten sich wohl mehrmals mit den Höhlenhyänen Eurasiens. Von diesen gab es zwei Arten: die Europäische Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea) und die Asiatische Höhlenhyäne (Crocuta crocuta ultima).

Zufall oder Klima?

Zusätzlich zu den ähnlichen Wandermustern zur selben Zeit gebe es auch frappant ähnliche Muster in den Stammbäumen von modernen und archaischen Menschen einerseits und den Flecken- und Höhlenhyänen andererseits, so die Forscher in der Fachpublikation. Genauer gesagt, seien bei beiden Gattungen die Abweichungen zwischen dem aus dem Erbgut der Zellkraftwerke (Mitochondrien) und dem Zellkern erstellten Stammbäumen „hochähnlich“.

Die weiteste Abzweigung wäre beim mitochondriellen Stammbaum bei Menschen und Hyänen von der Ostasiatischen Linie, während das Zellkern-Erbgut vor allem eine enge Geschwisterbeziehung zwischen Ost- und Westeurasischen Linien zeigt: Dies wären Neandertaler und Denisovaner bei den Menschen sowie Europäische und Asiatische Höhlenhyäne bei den Raubtieren, die zu den „Katzenartigen“ gehören.

Ob all dies Zufall ist, oder Menschen und Hyänen zum Beispiel gleich auf Klima- und Lebensraumänderungen reagierten, ist unklar, so die Forscher. Unbestreitbar wäre aber ein äußerst negativer Einfluss der Menschen auf die Hyänen. Die historischen Populationen der Hyänen wurden immer dann dezimiert, wenn die menschlichen Populationen gerade stark im Ansteigen waren. Außerdem wird spekuliert, dass die Menschen am Aussterben der Höhlenhyänen etwa zum Ende der letzten Eiszeit nicht unbeteiligt waren.