Eine Pensionistin auf einer Parkbank
APA/GEORG HOCHMUTH
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Studie

Der Lebensabend dauert länger als gedacht

Die Pensionsjahre in guter Gesundheit und komfortabel zu verbringen – das ist das Ziel vieler Menschen. Doch nicht wenige unterschätzen, wie viele Jahre ihnen noch bleiben. Vor allem Frauen.

Ältere Menschen müssen wichtige Entscheidungen über ihre verbleibenden Lebensjahre treffen, etwa wann sie in Pension gehen, wie sie ihr Leben im Ruhestand gestalten, wie sie ihre Ersparnisse anlegen – und wann sie diese anzapfen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die persönliche Einschätzung der Länge des verbleibenden Lebens.

Wenn diese Erwartung erheblich von der Realität abweicht, könne das zu negativen Folgen führen, berichten nun Wissenschaftler um Dimiter Philipov vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in einer Studie: Zu diesen Folgen gehören etwa finanzielle Schwierigkeiten, Angst oder Depression.

Pensionisten geniessen dass herrliche Panorama der Hohen Tauern auf der Schmittenhoehe.
APA/BARBARA GINDL

Die Forscher um Philipov verwendeten für ihre Analyse Daten aus einer in neun europäischen Ländern (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Schweden, Spanien und die Schweiz) durchgeführten Untersuchung aus den Jahren 2004 bis 2015. Dabei verglichen sie die subjektive Einschätzung der Lebenserwartung von Männern und Frauen im Alter von 60 bis 90 Jahren mit der tatsächlich beobachteten Lebenserwartung.

Diskrepanz: Drei bis fünf Jahre

Dabei zeigte sich ein Zusammenhang, der über die Länder und die Jahre hinweg nachzuweisen war: Die Menschen schätzten die Anzahl der ihnen noch verbleibenden Jahre geringer ein als ihre tatsächliche Lebenserwartung. Diese Diskrepanz war bei Frauen im Vergleich zu Männern wesentlich größer und betrug 2004 fast fünf Jahre, 2015 immer noch mehr als drei Jahre. Der Grund ist, dass Frauen und Männer ihre verbleibende Lebensspanne subjektiv etwa gleich lang einschätzen – obwohl Frauen tatsächlich eine deutlich höhere Lebenserwartung haben.

Für die Studienautoren zeigen die Ergebnisse die Notwendigkeit von Maßnahmen, die einer realistischeren Sicht der Menschen auf ihre verbleibende Lebensspanne ermöglichen. Als Beispiel nennen sie etwa verbesserte Informationen über gesundheitsbezogene Themen, sodass die Leute in der Lage sind, ihren Gesundheitszustand realistisch einzuschätzen.