Blutbeutel im Operationssaal
Christian Schwier – stock.adobe.com
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Blutzellen

Schritt in Richtung Universalblut

Rhesuspositives Blut kann für Menschen mit dem seltenen negativen Rhesusfaktor lebensgefährlich werden. Um das zu verhindern, haben Forscher nun eine Art Tarnkappe für Blutzellen entwickelt – ein Schritt in Richtung Universalblut, das für alle Blutgruppen geeignet ist.

Ein negativer Rhesusfaktor ist extrem selten. Bei der weißen europäischen und amerikanischen Bevölkerung ist er mit etwa 15 Prozent sogar noch recht häufig. Den Blutzellen der Trägerinnen und Träger fehlt ein bestimmtes Antigen. Bei Bluttransfusionen kann das zum Problem werden. Für das Immunsystem des rhesusnegativen Empfängers sind die Antigene Fremdkörper, die bekämpft werden müssen.

Das kann in Ernstfall zu lebensbedrohlichen Situationen führen, z.B. zu einer Hämolyse, bei der sich die roten Blutkörperchen auflösen. Der umgekehrte Weg – rhesusnegatives Spenderblut für einen positiven Empfänger ist übrigens kein medizinisches Problem. In der Praxis kommt das aufgrund der Seltenheit aber so gut wie nie vor.

Flexibles Hydrogel

Um die Versorgung mit Spenderblut zu gewährleisten, arbeiten Forscher weltweit an Methoden, die das Blut passend machen sollen. Man könnte etwa die Antigene mit der Hilfe von Enzymen entfernen. Auch Eingriffe ins Erbgut wären denkbar, wie Yueqi Zhao von der chinesischen Zhejiang Universität und Kollegen in „Science Advances“ schreiben. Das könnte aber auch unerwünschte Folgen haben.

Das Team verfolgt selbst einen anderen Ansatz. Dabei wird versucht, die Blutzellen bzw. deren fremden Antigene gewissermaßen zu tarnen und so vor dem Immunsystem des Empfängers zu „verstecken“. Das soll mit Hilfe eines speziellen Hydrogels bewerkstelligt werden. Das Material sei flexibel genug, um die äußere Zellmembran ohne Beschädigung zu umschließen.

Schritt zu Universalblut

Zuerst wurde die Methode an Mäusen getestet. Rhesusnegative Tiere erhielten das „getarnte“ Blut. Es kam zu keinen Abwehrreaktionen und sogar 20 Tage später verhielten sich die fremden Blutzellen im Mäusekörper noch völlig unauffällig. In einer weiteren Versuchsreihe wurde das Konzept mit Menschenblut getestet, allerdings bei Hasen.

Laut den Forschern kann die Methode eine Abstoßungsreaktion vorbeugen und gleichzeitig bleibe die volle Funktionalität der Zelle erhalten. Noch ist die Methode nicht reif für die Praxis. Langfristig könnte sie auch einen weiteren Schritt in Richtung Universalblut bedeuten, schreiben die Autoren. Man könnte sie beispielsweise mit bereits existierenden Verfahren zur Transformation von Blutgruppen kombinieren. Dann könnte man jede Art von Spenderblut für alle Menschen passend machen.