Au§enaufnahme des Tauernklinikum Zell am See, auf einem roten Schild steht „Stop bei Coronaverdacht“
APA/EXPA/STEFANIE OBERHAUSER
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Coronavirus

Virologin: „Sehr leichter Trend in richtige Richtung“

Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Erkrankungen steigt in Österreich weiter stark an, der Zuwachs wird aber prozentuell geringer. Für die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl ist das ein „sehr leichter Trend in die richtige Richtung – also weg vom exponentiellen Wachstum“.

Dass die Entwicklung noch nicht deutlicher ist, sei anzunehmen gewesen, da aufgrund der längeren Inkubationszeiten von im Schnitt vier bis sechs Tagen mit Verzögerungen zu rechnen war.

„Als die Maßnahmen in Kraft getreten sind, waren ja schon all jene infiziert, die in den letzten Tagen als Infektionen nachwiesen wurden“, sagte die Wissenschaftlerin vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität (MedUni) Wien. Greifen die gesetzten Maßnahmen zur sozialen Distanzierung, müsste das im Laufe dieser bzw. Anfang kommender Woche noch besser zutage treten.

Angaben zu Dunkelziffer schwanken stark

Die große Frage der Dunkelziffer an infizierten Personen beschäftige momentan viele Experten, die Angaben in Publikationen würden allerdings erheblich schwanken – vom einstelligen Prozentbereich bis zu 50 Prozent und mehr -, und seien daher mit Vorsicht zu genießen, sagte die Expertin. In Wuhan – dem Ausgangspunkt der Pandemie – gehe man momentan von einer Durchseuchungsrate von um die 20 Prozent aus, was rund zwei Millionen Infizierten entspräche, so die Forscherin. Demgegenüber stehen rund 80.000 nachgewiesene Fälle.

Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl
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Elisabeth Puchhammer-Stöckl

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In Publikationen aus verschiedenen Ländern gebe es allerdings zahlenmäßig „wirklich alles. Man kann sich das sozusagen aussuchen“, so Puchhammer-Stöckl. Insgesamt sei eine hohe Dunkelziffer wünschenswert, „weil das bedeutet, dass die Krankheit nicht so gefährlich ist und viele sie asymptomatisch durchgemacht haben“.

Tests müssen gezielt erfolgen

Ein möglichst rascher Ausbau der Kapazitäten zur Durchführung von Tests auf Covid-19-Erkrankungen wird momentan von Politikern vieler Couleurs gefordert. Rund um den Begriff „flächendeckendes Testen“ gebe es aber Unschärfen. Denn genau genommen „würde das eigentlich bedeuten, dass jeden Tag jeder getestet werden müsste“, sagte Puchhammer-Stöckl: „Das ist natürlich völlig unmöglich.“ Beim Testen brauche es auch weiter „eine gewisse Gezieltheit“.

Die Kapazitäten würden in Österreich jetzt jedenfalls „massiv aufgestockt“. Eine große Hoffnung sei, dass mit nun verfügbaren SARS-CoV-2-Testkits für Großgeräte – sogenannte automatisierte Laborstraßen – die durchführbaren Testzahlen stark gesteigert werden. „Diese ‚Kits‘ werden jetzt produziert und sind zum Teil auch schon zugelassen. Es wollen sie aber natürlich jetzt alle haben“, sagte Puchhammer-Stöckl. Die Bemühungen seien groß, diese auch zu bekommen.

20 Labors landesweit am Testen

In Österreich habe sich hier auch schon sehr viel getan: Nachdem die MedUni Wien zuerst die einzige Institution war, die den Virus-RNA-Nachweis machen konnte, seien aktuell rund 20 Labors landesweit am Testen. „Wir unterstützen dabei natürlich, wo wir können“, so die Wissenschaftlerin.

In punkto Schnelltests sei bei weitem nicht alles Gold, was glänzt: „Zum Teil ist das auch ‚Fake‘.“ Bei der tatsächlichen Aussagekraft müsse man hier vielfach aufpassen. Es gebe aber auch die Hoffnung auf frühe Schnelltests auf Antigen-Basis, wo nicht kompliziert nach dem Coronavirus-Erbgut, sondern nach ausschlaggebenden Virusproteinen gesucht wird. Puchhammer-Stöckl: „Das ist auch noch ein Aspekt auf den man durchaus setzt, denn das wäre dann sehr effizient.“

Neben all diesen teils technischen Fragen sei einfach zu wünschen, „dass sich die Leute wirklich an die Maßnahmen zur Distanzierung halten. Das ist wirklich der Schlüssel zu allem und das Beste, das man tun kann“.