Blick in die Infektionsabteilung und Isolierstation im Kaiser-Franz-Josef-Spital.
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER

Operationen verschieben, statt Risiken eingehen

Um medizinisches Personal zu schützen, sollen Behandlungen und Operationen derzeit nur stattfinden, wenn sie dringend notwendig sind. Vieles andere muss verschoben werden, auch lange geplante Termine – um die Gesundheitsrisiken für alle zu minimieren.

Was ist ein notwendiger Eingriff und was kann verschoben werden? Diese Frage beschäftigt mit Blick auf die Verbreitung des Coronavirus viele Menschen. Dazu gehören Schwangere, die Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes vornehmen sollten. Hier gibt es Erleichterungen für die Betroffenen, sagt Andreas Krauter, leitender Arzt der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Schwangere können im Mutter-Kind-Pass vorgeschriebene Untersuchungen nach Absprache mit Arzt oder Ärztin derzeit verschieben, ohne eine Kürzung des Kinderbetreuungsgeldes fürchten zu müssen.

Vorsorge für Schwangere schwieriger

Wichtige Untersuchungen wie die Nackenfaltenmessung und das Organscreening sollten aber auf jeden Fall stattfinden können, so Krauter. Das sind zwei Ultraschalluntersuchungen, die Fehlbildungen beim ungeborenen Kind feststellen sollen. Beide Untersuchungen finden idealerweise in einem ganz bestimmten Zeitfenster der Schwangerschaft statt. Es handelt sich eigentlich um Vorsorgeuntersuchungen, Schwangere sollen sie derzeit, trotz knapper werdender Kapazitäten, dennoch in Anspruch nehmen können, heißt es von der ÖGK.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 24.3., 8:00 Uhr.

Es werde derzeit nur etwas länger dauern, bis man einen Termin bekomme, so Krauter. In der Praxis scheint das aber nicht überall in Österreich der Fall zu sein. Einige werdende Eltern berichten von Terminabsagen, ohne einen Ersatztermin zu bekommen. In den vergangenen Tagen dürften fast alle privaten Ordinationen, die diese Untersuchungen anbieten, geschlossen gewesen sein.

Warten auch bei chronischen Erkrankungen

Bei chronisch Kranken sei es besonders wichtig, Risiken in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten abzuwägen, heißt es von der ÖGK. Diejenigen, die die Therapie führen, könnten die Situation am besten einschätzen und beurteilen, ob Termine in Spitalsambulanzen oder Ordinationen notwendig sind oder nicht. Alles, was nicht zur akuten Therapiesteuerung diene, könne man natürlich verschieben, so Krauter.

Dazu gehören Atemstoßtests, die Asthmatiker in regelmäßigen Abständen absolvieren, und die Feststellung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1c bei Diabetikern. Beides könne man zumindest eine Zeit lang verschieben. ÖGK und Österreichische Ärztekammer empfehlen auf jeden Fall, Ordinationen und Ambulanzen nur nach telefonischer Absprache aufzusuchen, sich bei Unwohlsein oder unerwarteten Symptomen jedoch sofort zu melden.

Weniger Operationen, mehr Betten für Covid-19

Nicht nur Tests, auch länger geplante Operationen werden derzeit verschoben. Denn die Spitäler arbeiten daran, Betten für Menschen mit schwereren Covid-19-Infektionen und anderen akuten Erkrankungen freizuhalten. Gelenksersatzoperationen an Knie oder Hüfte werden beispielsweise verschoben, alle Tumoroperationen, die dringend notwendig sind, werden durchgeführt. Eingriffe am Auge bei Grauem Star könne man eher verschieben, sagt Krauter, bei Grünem Star werde dagegen operiert, wenn dadurch irreversible Schäden am Sehnerv verhindert werden können.

All das diene dazu, Patienten und Personal zu schützen, so Krauter. „Aber im Akutfall können sie sicher sein, dass sie entsprechend allen Möglichkeiten der medizinischen Kunst versorgt werden“, so der leitende Arzt der ÖGK. Man bitte nur um Verständnis, dass man sich jetzt auf akut kranke Menschen konzentrieren müsse, um das System nicht zu überlasten.

Keine Richtlinien, Spitäler entscheiden

Genaue Richtlinien, was nun dringend notwendig ist und was verschoben werden kann, gibt es von Seiten des Gesundheitsministeriums nicht. Das müssten die zuständigen Medizinerinnen und Mediziner im jeweiligen Krankenhaus von Fall zu Fall entscheiden, sagt Reinhild Strauß, Sektionschefin im Gesundheitsministerium. Das hänge von der Ausrichtung, der Ausstattung und den baulichen Gegebenheiten ab, so Strauß.

So viele Betten wie möglich frei zu halten, sei das Ziel des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), heißt es auf Nachfrage. Dabei könne man sich am Influenzaplan orientieren, der jedes Jahr mit der Grippewelle in Kraft trete. So will man nicht nur die akuten Covid-19-Patientinnen und Patienten versorgen können, sondern auch alle anderen schwer Kranken und alle Notfälle, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Um das zu gewährleisten, reagiere man in Wien täglich auf die Corona-Infektionszahlen, um die Akutversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.