Menschen mit Immunschwäche schützen

Die Ausbreitung des Coronavirus ist nicht für alle Menschen gleich gefährlich. Menschen mit Autoimmunerkrankungen gehören oft zu denen, die mehr Schutz brauchen als andere. Denn viele sind auf Therapien angewiesen, die das Immunsystem schwächen.

Menschen, die über 65 Jahre alt sind, gelten als Hauptrisikogruppe für einen schweren Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2. Sie sollen sich schützen bzw. von ihren Mitmenschen geschützt werden. Das gilt auch für Menschen, deren Immunsystem vergleichsweise schwach ist. Viele Erkrankungen machen es notwendig, Therapien zu verordnen, die das Immunsystem schwächen. Solche immunsupprimierenden Medikamente bekommen Patientinnen und Patienten beispielsweise nach einer Nieren-, Leber- oder Lungentransplantation oder bei schweren Autoimmunerkrankungen, wie Rheuma oder Psoriasis.

Biologika: Starke Wirkung und Nebenwirkung

Bei der Psoriasis, der Schuppenflechte, haben die Betroffenen scharf begrenzte, rötliche Krankheitsherde auf der Haut, die von weißen Schuppen bedeckt sind. Fast 300.000 Menschen leiden in Österreich an Psoriasis. Um eine reine Hauterkrankung handle es sich allerdings nicht, sagt der Dermatologe Adrian Tanew. Man spreche von einer Systemerkrankung. „Da spielt sich generell ein entzündlicher Prozess im Körper ab, der abhängig von der Ausprägung der Schuppenflechte dazu führt, dass sich auch andere Erkrankungen entwickeln“, so Tanew.

Dazu gehört die Psoriasis Arthritis, die schmerzhafte Gelenksbeschwerden verursacht. Zu den möglichen Therapien zählen sogenannte Biologika. Diese Medikamente können bei Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis Teile des überfeuernden Immunsystems abschwächen. Sie fangen beispielsweise bestimmte Botenstoffe ein, die Entzündungsprozesse im Körper hervorrufen. Zu den möglichen Nebenwirkungen kann allerdings gehören, dass Patientinnen und Patienten anfälliger für Infektionen werden.

Therapie: Die meisten können fortsetzen

Die meisten könnten ihre Biologikatherapie trotz Coronavirus fortsetzen, sagt Tanew. Der „Durchschnittspatient“, der ansonsten weitgehend gesund ist, könne die Medikamente weiter verabreicht bekommen. Gebe es andere Grunderkrankungen oder besonders schwerer Verläufe der Psoriasis, dann sollten die Betroffenen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte kontaktieren.

Hier müssten die Mediziner von Fall zu Fall entscheiden, sagt der Dermatologe. „Man muss sich den Patienten bzw. die Patientin anschauen, den Allgemeinzustand, welche Symptome neben der Autoimmunerkrankung auftreten und vor allem auch, welche Therapie gegeben wird“, sagt Tanew. Denn die Nebenwirkungen würden sich unterscheiden, so der Dermatologe weiter.

Schutzvorkehrung: Abstand halten

Allen Psoriasisbetroffenen empfiehlt er, die bekannten Schutzmaßnahmen noch genauer einzuhalten. Also zuhause zu bleiben, bei Einkäufen oder anderen Erledigungen Abstand zu den Mitmenschen halten und sich regelmäßig die Hände zu waschen bzw. diese zu desinfizieren, wenn kein Waschbecken in der Nähe ist.

Empfehlungen, die Medizinerinnen und Mediziner auch an Menschen mit entzündlichem Rheuma richten, eine Autoimmunerkrankung, die den Bewegungsapparat betrifft. Auch sie erhalten mitunter immunsupprimierende Therapien, sollten die aber keinesfalls auf eigene Faust absetzen.