Funktion auf einem Computerbildschirm
iamchamp – stock.adobe.com
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Infektionen

Neues Modell gibt Hoffnung

Laut Berechnungen österreichischer Mathematiker könnte der Höchststand der Covid-19-Erkrankungen bereits am 9. April erreicht sein. Die medizinische Versorgung ist laut Modell nicht akut gefährdet – sofern die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie nachgeschärft werden.

Schulen, Universitäten und Geschäfte sind geschlossen, die Straßen sind leer. Soziale Distanz ist die neue Normalität in Österreich. Von noch drastischeren Einschränkungen des Alltagslebens sei „kein spürbarer Nutzen“ zu erwarten, berichteten kürzlich Wissenschaftler der TU-Wien. Dem widerspricht der Mathematiker Norbert Mauser vom Wolfgang-Pauli-Institut (WPI). „Was wir in Österreich unbedingt brauchen, ist eine Maskenpflicht. Vor allem in Supermärkten, dort stecken sich die Leute an. Und wenn man keine Maske hat, dann soll man sich eben einen Schal oder eine Gaze vors Gesicht binden. Auch das bringt etwas.“

“Es könnte sich ganz gut ausgehen“

Die Forscher um Mauser haben nun mit Hilfe von Daten aus Italien und China ein Vorhersagemodell für Österreich entworfen – und lesen daraus ein relativ optimistisches Szenario ab. Demnach ist der Gipfel der Erkrankungen bereits am 9. April erreicht, 17.000 Menschen werden zu diesem Zeitpunkt an Covid-19 erkrankt sein. Eine Annahme des Modells: Die soziale Distanzierung müsste mindestens ebenso gut funktionieren wie bisher.

Grafik: Zahl der aktuell Erkrankten in Österreich
WPI
„Großglocknerkurve“ nennt Mauser diese Funktion – ein Mathematikerscherz

Auf dieser Basis lässt sich auch die Zahl der Patienten abschätzen, die Anfang bis Mitte April intensivmedizinische Behandlung brauchen. Das werden laut den WPI-Schätzungen rund 850 sein – also ungefähr so viele, wie es österreichweit Betten in intensivmedizinischen Abteilungen gibt (knapp unter 1.000 sollen es nach inoffiziellen Angaben sein).

Sollte sich das bewahrheiten, wäre der befürchtete Kollaps des Gesundheitssystems abgewendet. „Wenn wir alles richtig machen und Ärztinnen sowie medizinisches Personal optimal schützen, dann könnte es sich ganz gut ausgehen“, sagt Mauser. In den chinesischen Großstädten außerhalb Wuhans sei dies gelungen. Daran sollte man sich auch hierzulande orientieren.

Rückgang nach 30 bis 45 Tagen

Grund für verhaltenen Optimismus liefert auch der Zeithorizont des neuen Modells. Demnach sinkt die Zahl der aktuellen Erkrankungen bereits nach 30 bis 45 Tagen auf niedriges Niveau. Und danach? Auch hier gibt es Vorerfahrungen aus Ländern, die von der Infektionswelle früher erfasst wurden. In China wurden die Ausgangssperren bereits teilweise aufgehoben. Das haben Mauser auch befreundete Mathematiker aus China erzählt. „Die Fabriken sperren wieder auf, die Arbeiter tragen alle Masken.“

Über eine Lockerung der Maßnahmen könne man auch in Österreich nach 30 bis 45 Tagen nachdenken, etwa die schrittweise Öffnung von Geschäften, das „social distancing“ werde uns allerdings noch länger begleiten, prognostiziert der Mathematiker. Denn nur so könne man verhindern, dass die Zahl der Infektionen nicht wieder sprunghaft ansteigt. „Ich erwarte mir von der Politik, dass sie den Leuten erklärt: Wir sind nicht lächerlich, wenn wir Masken tragen. Im Gegenteil, es wäre gescheit, das zu tun. Masken oder Schals schränken uns nicht in unserer Bewegungsfreiheit ein. Und so eine Maßnahme kostet auch nicht viel.“