Schuppentier in Malaysia
AFP – JIMIN LAI
AFP – JIMIN LAI

Schuppentiere waren Zwischenwirte

Bevor das Coronavirus den Menschen befallen hat, hat es in Fledermäusen gelebt. Als Zwischenwirt dienten höchstwahrscheinlich Schuppentiere. Das zeigen neue Analysen der kleinen Säugetiere, die schon vor über zwei Jahren nach China geschmuggelt wurden.

Der Stammbaum von SARS-CoV-2 ist ziemlich genau geklärt. Die Coronaviren wie der SARS-Erreger der Epidemie im Jahr 2003 und das neue Coronavirus SARS-CoV-2 sind genetisch zu 80 Prozent ident. Beide Viren sind jeweils näher mit Fledermausviren als untereinander verwandt, hat die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien erklärt. Die Fledermäuse seien das wahrscheinlichste Reservoir, weil sie durch die Viren nicht krank werden.

Irgendwann gegen Ende vergangenen Jahres gab es dann einen Zwischenwirt, auf den SARS-CoV-2 zunächst übersprang. Mit einer Sicherheit von 99 Prozent waren es Schuppentiere, so die Virologin. Ein Seafood-Markt in Wuhan, auf dem auch mit Wildtieren gehandelt wurde, gilt als Ursprung von Covid-19.

Die vom Aussterben bedrohten Tiere werden derzeit weiterhin geschmuggelt, um auf den illegalen chinesischen Markt zu kommen. Pangoline gelten in China als Delikatesse, ihre Schuppen werden zu traditionellen Medizinprodukten verarbeitet.

Geschmuggelte Tiere untersucht

Yi Guan von der Universität Hongkong und sein Team haben jetzt neue Ergebnisse zu ihren SARS-CoV-2-Forschungen in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Sie haben Proben von 18 Pangolinen untersucht, die aus Malaysia nach Südchina eingeschmuggelt wurden. Das erfolgte bereits zwischen August 2017 und Jänner 2018.

Das Untersuchungsergebnis: Bei fünf der Tiere lag eine Art SARS-CoV-2-Infektion vor. Auch bei drei von zwölf Exemplaren von Pangolinen, die von der chinesischen Polizei in einer anderen chinesischen Provinz beschlagnahmt wurden, gab es einen positiven Befund. Das gleiche fand sich bei einem Tier, das 2019 sichergestellt wurde.

Rund 90 Prozent genetisch ident

"Die Viren von diesen Proben waren zu etwa 85 bis 92 Prozent genetisch ident mit SARS-CoV-2. Ein Virus zeigte auch eine starke Ähnlichkeit mit der Bindungsstelle der SARS-CoV-2-Erreger, mit denen sie an Zellen andocken, und zwar beim sogenannten S-(Spike)Protein. Zwar waren sie genetisch nicht völlig ident mit den Virus-Varianten, welche derzeit beim Menschen Covid-19 verursachen, aber die Durchseuchung der geschmuggelten Tiere weist auf ein hohes Risikopotenzial durch den illegalen Wildtierhandel mit China hin.

„Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Pangoline neben den Fledermäusen die zweite Tierart sind, die als Wirtsorganismen für Coronaviren dienen. Ihr Verkauf auf Wildtiermärkten sollte strikt verboten werden, um die Übertragung auf den Menschen zu verhindern“, hieß es in „Nature“.

Was schon mehrfach geschehen ist, das Überspringen von Artengrenzen durch Coronaviren, kann sich auch in Zukunft jederzeit wiederholen. Das war auch schon bei SARS1 (Zibetkatzen in China) und MERS-CoV (Dromedare) Jahre vor SARS-CoV-2 der Fall.