Ein Mann riecht an einem Geruchsstreifen
APA/dpa/Swen Pfšrtner
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Coronavirus

Geruchsverlust bei Covid-19

Fieber, Husten und Kurzatmigkeit sind die häufigsten Symptome einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Manche Patienten und Patientinnen klagen auch darüber, dass sie nichts mehr riechen und schmecken. Wie weit diese Symptome verbreitet sind, ist unklar, der Mechanismus hingegen ist von anderen Viren bekannt.

Man kann den Geruch von frischer Wäsche oder duftenden Blumen nicht mehr wahrnehmen und das Essen schmeckt fad. Immer wieder beschreiben Covid-19-Patienten und -Patientinnen, dass sie ihren Geruchs- und damit Geschmacksinn verloren haben. Genaue Zahlen, wie viele das betrifft, gibt es kaum. Aktuell gibt es nur zwei, offiziell noch nicht veröffentlichte Studien. Die erste Studie beschreibt die Symptome von 214 Patienten aus Wuhan, dem Ursprungsort der Pandemie in China. Fünf Prozent von ihnen riechen und schmecken weniger. In der zweiten Studie entdeckten Forscher im Iran seit Ausbruch des Coronavirus einen massiven Anstieg von Menschen, die von Geruchs- und Geschmacksverlust berichten.

Abgesehen davon gibt es bisher nur Informationen aus Presseaussendungen und Medienberichten. Diesen zufolge kommt Geruchsverlust sehr häufig vor. Zum Beispiel berichtet die britische HNO-Gesellschaft in einer Aussendung, dass in Südkorea 30 Prozent der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Patienten mit sonst milden Symptomen Geruchsstörung als eine der Hauptsymptome hätten. „In derselben Pressemitteilung wird mittgeteilt, dass auch in China und Italien eine auffallende Häufung von Geruchsstörung zu beobachten ist“, erklärt der Neurologe Klaus Seppi von der medizinischen Universität Innsbruck. Auch in Deutschland wurden in einer Klinik 100 Patienten aus Heinsberg untersucht, hier waren zwei Drittel betroffen.

Virus greift Geruchsnerven an

Wie genau diese Zahlen zustande kommen, ist unbekannt. „Diese unterschiedlichen Zahlen hängen sicher auch damit zusammen, wie genau man die Patienten befragt. Man weiß andererseits auch, dass Menschen mit einer Geruchsstörung diese selbst nicht immer wahrnehmen und erst wenn man diese formal überprüft.“

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 28.3., 12:00 Uhr.

Verantwortlich für den Geruchsverlust ist keine verstopfte Nase, vielmehr geht man aktuell davon aus, dass das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 die Geruchsnerven angreifen kann. „Das ist aber nichts Spezielles für Sars-CoV-2, sondern bei anderen Virusinfektionen ganz typisch“, erklärt Seppi. Auch Influenzaviren, Erkältungsviren sowie die anderen bekannten Coronaviren können die Nerven und damit die Riechfähigkeit beeinträchtigen.

Was man weiß und was nicht

Wie lange die Störung des Geruchssinns bei Patienten und Patientinnen mit Covid-19 anhalten kann, kann man derzeit noch nicht sagen. „In Deutschland hat man beobachtet, dass es bei manchen einige Tage andauert. Ansonsten findet man noch keine Angaben dazu", sagt Seppi. Von anderen Viruserkrankungen weiß man, dass Geruchsstörungen auch Wochen und Monate anhalten können bzw. erst nach der Virusinfektion auftreten. Bisherigen Beobachtungen zu Sars-CoV-2 zufolge könnte es sich bei der Beeinträchtigung der Riechfähigkeit auch um erste Symptome handeln. Wissenschaftlich untersucht und belegt ist das nicht.

Bis jetzt deuten die Ergebnisse der Studie in Wuhan sowie andere veröffentlichte Beobachtungen darauf hin, dass der Geruchsverlust vor allem bei Menschen mit milden Verläufen vorkommt. Auch dass manche Betroffene ausschließlich dieses Symptom haben, wird diskutiert. Der Neurologe Klaus Seppi hält das für möglich. „In Anbetracht dessen, was man über Sars-CoV weiß, das vor 20 Jahren für die SARS-Pandemie verantwortlich war, sowie über andere Coronaviren, dann ist es schon gut möglich, dass das ein isoliertes Symptom sein kann.“

Seppi rät in jedem Fall, plötzlichen, unerklärlichen Geruchsverlust ernst zu nehmen. Auch die britische HNO-Gesellschaft empfiehlt Geruchs- und Geschmacksstörungen als Anzeichen für eine Ansteckung zu werten. „Betroffene sind aufgefordert, sieben Tage in Selbstisolation zu gehen“, heißt es in ihrer Aussendung.