Illustration von drei Krebszellen
©peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Früherkennung

Bluttest erkennt 50 Krebsarten

Bluttests sollen die Krebsvorsorge in Zukunft deutlich erleichtern. Forscher haben nun ein Verfahren entwickelt, das 50 Krebsarten erkennen kann und sogar darüber informiert, welches Organ betroffen ist – ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung, so eine Wiener Expertin.

Zeit ist bei Krebserkrankungen ein entscheidender Faktor. Je früher Krebs diagnostiziert wird, desto besser sind die Behandlungschancen. Allerdings gibt es bisher nur wenige Möglichkeiten, Krebs zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Ausnahmen sind etwa die Mammografie bei der Brustkrebsvorsorge sowie die Darmspiegelung.

Krebsforscher weltweit setzen deshalb ihre Hoffnungen in Bluttests. Das Verfahren soll nicht nur schneller und unkomplizierter sein. Eine Blutprobe würde auch ausreichen, um gleichzeitig nach unterschiedlichen Krebsarten zu suchen. Dabei spürt der Test im Blut Rückstände von Krebs-DNA auf. Je nach Krebsart gibt es hier Unterschiede, erklärt die Medizinerin Anna Berghoff von der Medizinischen Universität Wien. „Wenn man Krebs im Körper hat, gehen Krebszellen kaputt. Die DNA bzw. das Erbmaterial dieser kaputten Zellen gelangt dann ins Blut, wo man dann danach suchen kann.“ Je fortgeschrittener der Tumor ist, desto mehr Krebsinformation befindet sich im Blut.

Schwierigkeiten bei Frühstadium

US-Forscher haben nun ein neues Testverfahren entwickelt, das sogar 50 Krebsarten erkennen kann. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Proben von 6.600 Menschen untersucht: ein Teil hatte nachweislich Krebs, ein Teil war gesund. Der Bluttest und der für die Studie gebaute Algorithmus konnten zwar die zahlreichen Krebsarten erkennen. Allerdings tat sich das System bei jungen Tumoren schwer, diese zu finden. Die Erfolgsquote lag hier nur bei 18 Prozent. Krebs im fortgeschrittenen Stadium erkannte der Test wiederum in 93 Prozent der Fälle richtig. „Das liegt daran, dass die Tests eine bestimmte Menge an Erbmaterial im Blut benötigen, sonst finden sie es nicht“, erläutert Berghoff, die sich die Studie für science.orf.at angesehen hat.

Dem gegenüber lieferte das Verfahren mit nur 0,7 Prozent relativ wenige falsch-positive Ergebnisse. Zum Vergleich, beim sogenannten Brustkrebsscreening kann in bis zu zehn Prozent der Fälle fälschlicherweise die Diagnose Brustkrebs gestellt werden. „Das ist insofern wenig überraschend, als Erbgut-Analysen sehr spezifisch und genau sind – damit weisen wir auch bei einem Verbrechen nach, ob jemand vor Ort war oder nicht. Eine Mammografie ist hingegen ein Foto und bei einem Foto besteht eher die Gefahr, dass man etwas sieht, das gar nicht da ist.“

„Ortsangabe“ genau

Neu an dem Verfahren der US-Forscher ist, dass es nicht nur Tumorarten erkennt, der Algorithmus zeigt auch an, welches Gewebe oder Organe von dem Krebs betroffen sind. Damit könnte man Tumore gezielter behandeln. Bei 96 Prozent der positiv getesteten Blutproben war das Ergebnis richtig. Die Fehlerquote lag bei ca. sieben Prozent.

Aufgabe künftiger Studien wird es sein, das Verfahren weiter zu verfeinern und genauer zu machen. Berghoff ist aber zuversichtlich, dass das gelingen wird. „Ziel ist es, dass man nur noch einen Bruchteil der Krebs-DNA im Blut braucht, um sie zuverlässig nachweisen zu können.“ Dass man mit dem Bluttest aber grundsätzlich am richtigen Weg ist, steht für Onkologin außer Frage.

Schnelle Fortschritte dürfe man sich aber nicht erwarten – vor allem nicht jetzt. Denn die aktuelle Krise durch Sars-CoV-2 hemmt auch die Forschungsaktivität, so Berghoff. „Der Großteil der onkologischen Forschung muss gerade eingestellt werden, weil Menschen kaum in Laboren arbeiten dürfen. Ich glaube, das werden wir noch viele Jahre merken.“ Bis man also im Rahmen von gewöhnlichen Gesundenuntersuchungen einen Krebstests durchführen könnte, wird es noch einige Jahre dauern.