Zwei Frauen sprechen miteinander, gestikulieren
Farknot Architect – stock.adobe.com
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Kognitionsbiologie

Akzent zeigt sich kaum in Sprechpausen

Was verrät, dass man eine Fremdsprache spricht? Der Akzent und die Sprechpausen, würde man meinen. Letztere entlarven einen jedoch nicht, wie eine Studie der Uni Wien zeigt. Denn alle legen beim Sprechen Pausen ein, Muttersprachler und Nicht-Muttersprachler.

Eine kurze Pause machen, nachdenken, wieder ansetzen – man würde meinen, dass das bei Fremdsprachen ein Hinweis darauf sein könnte, ob es sich um eine Nicht-Muttersprachlerin oder einen Nicht-Muttersprachler handelt. Wer beim Englischsprechen wie viele Pausen macht, hat ein Team von Forscherinnen und Forschern des Instituts für Anglistik und des Departments für Kognitionsbiologie der Universität Wien in einer Studie untersucht, die soeben in PLOS ONE erschienen ist. Sie beobachteten, ob Pausen zu oft, zu selten oder an ungewöhnlichen Positionen im Englischen gesetzt werden.

Sprechpausen sind universell

Dass das Team um die Linguistin Theresa Matzinger Sprechpausen untersuchte, habe einen einfachen Grund: Während es einzelne Laute gibt, die nur in bestimmten Sprachen vorkommen, seien Pausen universell, so die Erstautorin der Studie. Pausen geben den Sprechenden die Möglichkeit, nachzudenken, dem Gegenüber Signale zu geben und allen voran zu atmen. Ob sie auch etwas über Muttersprache und Fremdsprache verraten, wurde im Sprachlabor analysiert.

Die Studie:

Non-native speaker pause patterns closely correspond to those of native speakers at different speech rates. von T. Matzinger, N. Ritt und W.T.S. Fitch ist in Plos One erschienen.

Drei Gruppen mit insgesamt 41 Probandinnen und Probanden haben an dem Experiment teilgenommen. Alle – Menschen mit englischer, deutscher oder bosnisch-kroatisch-serbischer Muttersprache – mussten einen standardisierten englischen Text vorlesen. Zuerst wurde der Text in eigener Geschwindigkeit gelesen, dann einmal bewusst langsam und einmal so schnell wie möglich. „Anders als andere Studien, die Konversationen untersuchen, haben wir uns auf den gelesenen Text fokussiert, um die kognitiven Grundlagen hinter den Pausen besser verstehen zu können“, so Matzinger gegenüber science.ORF.at.

Hinweis auf kognitive Abläufe

Danach analysierten die Forscherinnen die Pausen. Unabhängig von der Lesegeschwindigkeit wurden die Pausen von allen an denselben Stellen gesetzt, um die Sätze zu strukturieren, und zwar mit sehr ähnlichen Mustern bei Mutterspracherlern und Nicht-Muttersprachlern. Die Analyse zeigte nur einen einzigen Unterschied, nämlich, dass diejenigen mit einer anderen Muttersprache als Englisch öfter Pausen setzten.

Nachdem die Pausenmuster mit denen der Muttersprachler durchaus vergleichbar waren, schließen die Forscherinnen daraus, dass die Pausen kaum zur fremdklingenden Aussprache beitragen. „Pausenmuster könnten in einer Fremdsprache also leichter zu erlernen sein als spezifische Laute“, so Matzinger zu den Ergebnissen. Die Pausenmuster könnten auch ein Hinweis auf grundlegendere kognitive Abläufe sein, also auf die Gedächtnisleistung, die aufgebracht werden muss, um Sprache sinnvoll zu strukturieren.

Auf schwierige Laute konzentrieren

Ob es in unterschiedlichen Sprachen vergleichbare Muster gibt, also ob Pausen auch im Deutschen oder im Bosnisch-Kroatisch-Serbischen in ähnlicher Weise gesetzt werden, würde Matzinger gerne untersuchen. Und sie würde sich gerne der Frage widmen, ob auch Menschen, die eine Fremdsprache gerade erst erlernen, ähnliche Pausenmuster zeigen. Denn die Probandinnen und Probanden, für die Englisch eine Fremdsprache war, hatten bei dieser Untersuchung ein relativ gutes Sprachniveau.

Doch, auch das betont Matzinger, ein muttersprachlicher Akzent war bei allen Probandinnen und Probanden in der Fremdsprache zu hören. Wer sich also im Englischen als Fremdsprache verbessern wolle, solle sich auf schwierige Laute konzentrieren, wie das „th“, das in Worten wie „thing“ oder „this“ vorkommt. Die richtigen Pausen scheine man ohnehin zu setzen, so die Linguistin.