Straußeneier im British Museum
Tamar Hodos, University of Bristol (British Museum)
Tamar Hodos, University of Bristol (British Museum)
Analyse

Bemalte Straußeneier als antike Luxusgüter

Vor 5.000 Jahren waren reich verzierte Straußeneier im Mittelmeerraum ein begehrtes Luxusgut. Eine aktuelle Analyse von erhaltenen Exemplaren zeigt: Sie wurden unter großen Mühen gesammelt und legten oft weite Wege zurück.

Fein geschwungene Blütenblätter, detailliert gekratzte Widderköpfe und kunstvolle Bemalungen: Dekorierte Straußeneier wurden während der Bronze- und Eisenzeit von den Eliten mediterraner Zivilisationen hochgeschätzt. Funde stammen etwa aus Gräbern in Italien und Griechenland, wo sie neben anderen Beigaben – vermutlich als Zeichen für den Status der Verstorbenen – deponiert wurden.

Fest steht, dass der flugunfähige Vogel an diesen Orten damals nicht heimisch war. Er lebte im Mittleren Osten und in Nordafrika. Wahrscheinlich wurden die riesigen Eier von dort importiert. Genaueres wusste man bisher aber nicht, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Tamar Hodos von der University of Bristol in ihrer in „Antiquity“ erschienenen Studie, weder ob die Eier schon bemalt gehandelt oder erst von lokalen Kunsthandwerkern verziert wurden noch ob sie erst vor Ort ausgeblasen wurden.

Eines der dekorierten Eier
Tamar Hodos, University of Bristol (British Museum)
Eines der dekorierten Eier

Lange Handelswege

Um etwas Licht in den Herstellungsprozess und den Ursprung zu bringen, hat das Team nun antike Straußeneier aus dem British Museum mit Hilfe moderner Technik wie Rasterelektronenmikroskopie und chemischen Analysen untersucht. „Das gesamte System der Herstellung dekorierter Straußeneier war viel komplizierter, als wir es uns vorgestellt hatten“, fasst Hodos in einer Aussendung die Ergebnisse zusammen.

Mittels Isotopenanalysen konnten die Archäologinnen und Archäologen beispielsweise feststellen, was die Tiere gegessen haben und in welchen Klimazonen die Eier gelegt wurden: Tatsächlich stammten dekorierte Stücke von einem Fundort aus völlig verschiedenen Regionen, eines etwa aus dem Gebiet des heutigen Sudan, ein anderes aus dem Irak. „Das deutet auf weitreichende Handelswege hin“, so Hodos.

Gefährlich und aufwendig

Die Techniken, mit denen die Straußeneier verziert wurden, seien auch außerordentlich vielfältig. Es wurde poliert, geritzt, bemalt und vieles mehr. Das zeige die Kunstfertigkeit der Handwerker. Wo das letztlich passiert ist, lässt sich anhand der Daten aber nicht beantworten.

Strauß mit Ei
APA/dpa/Uwe Anspach
Strauß mit Ei

Relativ sicher ist hingegen, dass die Eier von wilden Straußen stammten. Wie etwa assyrische Aufzeichnungen zeigen, hatte man im letzten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zwar mancherorts schon begonnen, die gefürchteten Tiere zu halten. Die Eierschalen sind bei wilden Tieren aber laut den Studienautorinnen und -autoren viel härter. Bei der Dekoration sei das auch ein Vorteil. Allerdings war das Einsammeln der Eier eine riskante Aufgabe, angesichts der potenziellen Gefahr, die von den Riesenvögeln ausgeht.

„Wir haben außerdem festgestellt, dass die Eier Zeit zum Trocknen benötigen, bevor die Schale geschnitzt werden kann, was eine sichere Lagerung erfordert“, so Hodos: Die Lagerung erforderte also eine langfristige Investition – zusammen mit dem Risiko erhöhte das vermutlich den Luxuswert eines Eis.