Eine der Waldinseln in Bolivien
José Capriles, Penn State
José Capriles, Penn State
Geschichte

Am Amazonas gab es schon viel früher Bauern

Vor rund 12.000 Jahren haben die Menschen im Nahen Osten erstmals Landwirtschaft betrieben. Nur etwas später war dies auch im südwestlichen Amazonasgebiet, im heutigen Bolivien, der Fall – laut neuer Studie 8.000 Jahre früher als bisher angenommen.

Dass die Region der heute bolivianischen Moxos-Ebene ein frühes Zentrum der Pflanzendomestikation war, hatten Forscherinnen und Forscher schon länger angenommen. Denn viele wichtige Lebensmittelsorten wie Maniok, Kürbis, Erdnüsse und einige Arten von Chili-Pfeffer und Bohnen sind genetisch den dort lebenden Wildpflanzen sehr nahe, wie das Team um den Paläo-Geoökologen Umberto Lombardo von der Universität Bern in einer Mitteilung erläutert.

Künstliche Waldinseln in der Savanne

Um aus Wildpflanzen Nahrungsmittel zu kultivieren und anzubauen, griffen die Menschen des Holozän gestaltend in die Landschaft ein: Sie legten etwa 4.700 künstliche Hügel an, die grün aus der dürren Savanne ragen und deshalb Waldinseln genannt werden. Dass diese Hügel von Menschenhand geschaffen wurden, hatte ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Bern vor einigen Jahren nachgewiesen.

Drei der rund 4.700 künstlichen Waldinseln
Umberto Lombardo
Drei der rund 4.700 künstlichen Waldinseln

Die Moxos-Ebene war eigentlich unwirtlich: von Dezember bis März überflutet und von Juli bis Oktober extrem trocken. Die Hügel der Vorkolumbianer blieben während der Regenzeit über dem Wasserspiegel, was die Bedingungen für Bäume optimierte.

Dass dort schon extrem früh elaborierte Agrikultur betrieben wurde, war bisher unbekannt. „Bis zu unserer Studie hatten Forschende weder nach archäologischen Stätten in der Region, die die präkolumbische Domestikation dieser weltweit wichtigen Nutzpflanzen dokumentieren könnten, gesucht noch solche Stätten ausgegraben“, erklärt Lombardo.

Mikrofossilien untersucht

Für die Studie, die soeben in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienen ist , wurden archäologische und archäobotanische Daten von mehr als 30 der frühholozänen Waldinseln in der Moxos-Ebene ausgewertet. Die Forschenden untersuchten eine Art pflanzlicher Mikrofossilien, Phytolithe, die Hinweise auf bestimmte Pflanzen enthalten und im Boden über Zehntausende von Jahren erhalten bleiben können.

„Wir konnten zeigen, dass das früheste Alter für Maniok im Amazonas 10.350 Jahre ist, für Kürbis 10.250 Jahre und für Mais 6.850 Jahre“, sagt Lombardo. „Unsere Studie zeigt, dass kleine Gemeinschaften, die eine gemischte Wirtschaft betrieben, etwa 8.000 Jahre früher als bisher angenommen die Landschaft des Amazonasgebiets zu prägen begannen.“