Eine Mitarbeiterin mit Mundschutz und Schutzkleidung entnimmt bei einer Frau eine Coronavirus-Probe.
APA/dpa/Uwe Anspach
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Zeitpunkt für Tests entscheidend

Der Nachweis des Coronavirus ist zwar zuverlässig, doch es kann zu falsch-negativen Testergebnissen kommen. Hier ist der Zeitpunkt entscheidend – wird zu früh oder zu spät getestet, kann das Ergebnis falsch sein -, aber auch die geschulte Entnahme der Probe: Ein „bisschen in der Nase herumpopeln“ reicht laut einer Expertin nicht.

Ist man mit dem Sars-Coronavirus-2 infiziert, wird aber fälschlicherweise als gesund eingestuft, ist das Testergebnis falsch-negativ. Hauptursache dafür, dürfte der falsche Zeitpunkt der Probenentnahme sein, sagt die Immunologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Medizinischen Universität Wien. „Beim Virusnachweis mittel PCR handelt es sich um eine Momentaufnahme“, so die Medizinerin.

Test darf nicht zu früh erfolgen

Die PCR, kurz für Polymerasekettenreaktion, ist ein Testverfahren aus der Molekularbiologie. Sie funktioniert wie eine Kopiermaschine für das Erbmaterial des Virus. Geringste Mengen des Erbmaterials werden so lange vervielfältigt, bis man es nachweisen kann. Ausgangsmaterial ist Schleim aus Nase und Rachen. Erfolgt der Test zu früh, wenn noch keine Symptome vorliegen, kann es sein, dass der Nasen-Rachen-Abstrich kein Ergebnis liefert.

Die Inkubationszeit bei Covid-19, also der Zeitraum zwischen der Ansteckung mit dem Virus und dem Beginn der Symptome, liegt zwischen zwei und vierzehn Tagen. „Deswegen hat die PCR-Untersuchung wirklich am meisten Sinn zur Bestimmung eines akuten Falles, aber nicht zur Überprüfung, ob jemand an einem Stichtag auch ohne Symptome PCR-positiv ist“, so Wiedermann-Schmidt. Auch das sei ein Grund, warum Menschen ohne Covid-19-Symptome nur selten getestet würden.

Zeitfenster etwa eine Woche

Auch wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist und bereits die Lunge erreicht hat, kann ein Nasen-Rachen-Abstrich falsch-negative Ergebnisse liefern. Das sei im Regelfall ab der zweiten Woche der Covid-19-Erkrankung der Fall. Dann müsse man das Lungensekret untersuchen, so Wiedermann-Schmidt. Zum richtigen Zeitpunkt sei der Test zuverlässig und das sei in den meisten Fällen die erste Woche der Erkrankung. Flächentests könnten auch deswegen zu wenig eindeutigen Ergebnissen führen.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichtetet auch Wissen Aktuell, 9.4., 13:55 Uhr.

Deswegen sei es wichtig, dass geschultes Personal die Proben entnimmt und ins Labor transportiert. Denn es sei auch wichtig, dass die Testerinnen und Tester ausreichend Schleim aufnehmen. Der Nasen-Rachen-Abstrich könne Brechreiz verursachen oder auch schmerzhaft sein. „Wenn man nur ein bisschen in der Nase herumpopelt, kann es natürlich sein, dass die Probe nicht richtig genommen wurde“, so Wiedermann-Schmidt. Dass potenziell Betroffene selbst eine Probe nehmen, sei deswegen nicht empfohlen.

Klare Leitlinien für Labore

Geschultes Personal muss auch wegen des Handhabung der Proben zum Einsatz kommen. Auch dies sei entscheidend, um falsch-negative Testergebnisse zu vermeiden, sagt Wiedermann-Schmidt. Genaue Leitlinien dazu, hat die Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie erarbeitet und zwar auf Basis von behördlichen Informationen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Dazu gehört die Vorgabe, sogenannte Virustupfer und geeignete Transportmedien zu benutzen und die Proben schnellst möglich ins Labor zu bringen. Ist eine Probenlagerung notwendig, könne das maximal drei Tage lang erfolgen, bei einer Temperatur zwischen zwei und acht Grad Celsius.

Falschmeldungen, wonach 30 Prozent der Testergebnisse falsch negativ sein, kann Wiedermann-Schmidt nicht nachvollziehen. Offizielle Covid-19-Tests würden von qualifiziertem Personal, den behördlichen Leitlinien folgend, abgewickelt. In Ländern wie Österreich seien falsch-negative Tests deswegen die Ausnahme und nicht die Regel, betont die Infektiologin.