Weißes Pulver wird in Glas mit Wasser (oder andere Flüssigkeit) gerührt
Casimiro – stock.adobe.com
Casimiro – stock.adobe.com

Falschmeldungen können gefährlich werden

Seit sich das neue Coronavirus verbreitet, kursieren auch Gerüchte und Falschmeldungen dazu, wie man sich vor einer Ansteckung schützen könne. Nutzlose Informationen, die mitunter gefährlich sein können, wie Medizinerinnen und Mediziner warnen.

Es sind Videos, Tonaufnahmen oder Kettenbriefe, die per Messengerdienst oder in Sozialen Medien verbreitet werden, in denen beispielsweise empfohlen wird, mit Chlorlösungen zu gurgeln oder den Mund mit verdünntem Wasserstoffperoxid zu spülen – ein Mittel, mit dem auch Haare gebleicht werden.

Von solchen Anwendungen dürfe man sich keinen Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 erwarten oder andere gesundheitliche Vorteile, betont die Immunologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Medizinischen Universität Wien. Damit den Mund zu spülen oder zu gurgeln, könne ganz im Gegenteil gesundheitlich bedenklich sein.

Schlecht für die Immunabwehr

Chlor- oder Wasserstoffperoxidlösungen würden eher dafür sorgen, dass natürliche Barrieren des Körpers gegen Krankheitserreger zerstört würden. Außerdem könne es zu einer schweren Reizung der Schleimhäute kommen. „Das kann bei stärkeren Konzentrationen bis zu Verletzungen gehen, die schmerzhaft und gefährlich sein können“, so Wiedermann-Schmidt.

Ö1-Sendungshinweis:

Mit Falschmeldungen und Gerüchten rund um Covid-19 befassen sich auch die Journale, am 11.4., um 12 Uhr, und die neueste Ausgabe des Ö1-Corona-Podcast.

Das Immunsystem oder die körpereigene Abwehr profitiere in keinem Fall von solchen Maßnahmen. Die Immunologin rät deswegen unbedingt davon ab. Gleiches gelte für die Einnahme solcher Lösungen, die ebenfalls von unseriösen Quellen im Netz propagiert wird; wie eine überdosierte Einnahme von Vitamin D und Vitamin C. „Auch dazu gibt es keine wissenschaftliche Evidenz oder medizinische Empfehlungen“, so Wiedermann-Schmidt.

Alkohol schützt nicht vor Viren

In diese Kerbe schlägt auch das Gerücht, der regelmäßige Konsum von Alkohol könne vor einer Infektion mit dem neuen Coronavirus schützen bzw. dass Menschen mit einer Alkoholkonsumstörung nicht an Covid-19 erkranken würden. Für diese Flaschmeldungen gebe es keinerlei wissenschaftliche Evidenz, sagt Wiedermann-Schmidt. Hoher Alkoholkonsum trage vielmehr dazu bei, das Immunsystem zu schwächen.

„Wir wissen, dass hoher Alkoholkonsum in der Regel einer der Risikofaktoren für schwere Verläufe von Infektionskrankheiten ist, weil eben das Immunsystem nicht mehr befähigt ist, gute Abwehr zu leisten“, so die Immunologin. Deswegen sei kontinuierlicher Alkoholkonsum bzw. hoher Alkoholkonsum eher als Risikofaktor anzusehen.

Hausverstand einschalten, Abstand halten

Seriöse Quellen, wie wissenschaftliche Studienergebnisse oder medizinische Behandlungsempfehlungen gebe es für keine dieser vermeintlichen Empfehlungen, betont die Immunologin. Das gelte auch für die Aufforderung, sich Wasser in die Nase zu sprühen und dann heiße Luft mit einem Föhn hineinzublasen. Ein entsprechendes Video kursiert derzeit als Massennachricht. Das sei in jedem Fall wirkungslos, um eine Ansteckung zu verhindern. „Also ich bitte die Menschen ihren Hausverstand einzuschalten und von diesen Dingen Abstand zu nehmen“, sagt Wiedermann-Schmidt

Nicht zu rauchen und auf Alkohol zu verzichten, sich gesund zu ernähren und zu bewegen, sind allgemeine Gesundheitsempfehlungen, die auch derzeit Gültigkeit hätten, sagt Wiedermann-Schmidt. Darüber hinaus solle man sich an die Ratschläge der Gesundheitsbehörden halten, die in den vergangenen Wochen erlassen wurden: Regelmäßig gründlich Händewaschen, in Geschäften oder den öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mund-Nasen-Schutz tragen und Abstand halten.