Irmi, die schönste Katze der Welt, unvergessen
ORF – Lukas Wieselberg
ORF – Lukas Wieselberg
Verhaltensforschung

Auch Katzen leiden unter Einsamkeit

Hauskatzen sind nicht nur Einzelgänger, die meisten hängen auch am „Frauerl“ oder am „Herrl“. Wie eine neue Studie zeigt, werden rund zehn Prozent der Samtpfoten verhaltensauffällig, wenn sie zu lange allein gelassen werden.

Dass Einsamkeit zu Verhaltensstörungen führen kann, ist für Hunde bereits hinreichend nachgewiesen. Für Katzen steht die Forschung noch am Anfang. Doch eine wachsende Zahl an Studien legt nahe, dass die Tiere wesentlich beziehungsfähiger sind als bisher angenommen. So zeigte ein US-amerikanisches Experiment kürzlich, dass die Stubentiger deutlich entspannter und mutiger waren, befanden sich ihre Bezugspersonen im gleichen Raum. Bereits zuvor hatte eine schwedische Studie ergeben, dass Katzen umso mehr Kontakt zu ihren Haltern suchten, je länger sie allein gelassen wurden.

Destruktives Verhalten, Miauen, Urinieren

Ein Team um die Zoologin Daiana de Souza Machado von der brasilianischen Universidade Federal de Juiz de Fora entwickelte nun einen Fragebogen, mit dem Angaben zu den Haltern und deren Tieren erfasst wurden, zudem bestimmte Verhaltensweisen der Katzen in Abwesenheit ihrer Besitzer und deren Lebensbedingungen. Insgesamt nahmen 130 Katzenhalter an der Studie teil, die soeben im Fachblatt „PLOS ONE“ erschienen ist. Da pro Tier ein Fragebogen ausgefüllt wurde, konnten die Forscherinnen 223 Bögen statistisch auswerten.

Das Ergebnis: 30 der 223 Katzen (13,5 Prozent) erfüllten mindestens eines der Kriterien, die trennungsbedingte Probleme nahelegen. Am häufigsten wurde von destruktivem Verhalten der Tiere in Abwesenheit ihrer Halter berichtet (20 Fälle), 19 der Katzen miauten exzessiv, wurden sie allein gelassen. 18 urinierten außerhalb ihres Katzenklos, 16 zeigten sich depressiv-apathisch, elf aggressiv, ebenso viele ängstlich und unruhig, und sieben verrichteten ihre Notdurft an verbotenen Stellen.

Hauskatze hinter einem Fenstergitter

Hängt auch vom Haushalt ab

Die Verhaltensauffälligkeiten scheinen dabei mit der jeweiligen Haushaltsstruktur zusammenzuhängen: Negativ wirkte sich zum Beispiel aus, wenn die Katzen kein Spielzeug zur Verfügung hatten, keine anderen Tiere oder ausschließlich Männer mit im Haushalt lebten.

Die Forscherinnen betonen allerdings auch, dass ihre Untersuchung auf den Angaben der Katzenhalter beruht: Diese könnten zum Beispiel das natürliche Kratzen auf Oberflächen als Verhaltensauffälligkeit ihrer Tiere missdeuten. Das Urinieren außerhalb des Katzenklos könnte zudem normales Markierverhalten sein, während Apathie einfach der Tatsache geschuldet sein könnte, dass die Stubentiger meist nachtaktiv sind. Entsprechend sehen die Autorinnen ihre Studie auch nur als Ausgangspunkt für weitere Forschung, sind sich aber jetzt schon sicher: „Katzen können als Sozialpartner für ihre Besitzer angesehen werden und umgekehrt.“