Hand mit Handschuhe nimmt Blutprobe aus einem Set mit Blutproben
angellodeco – stock.adobe.com
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Mediziner warnen vor Antikörpertests

Experten warnen vor Antikörpertests, die eine Covid-19-Erkrankung diagnostizieren sollen. Die Erwartungen seien übertrieben, die derzeit verfügbaren Systeme zu fehlerhaft.

„Zum jetzigen Zeitpunkt sollten Antikörpertests weder zum Nachweis noch zum Ausschluss einer akuten Infektion durch SARS-CoV-2 eingesetzt werden“, schreibt die Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC). Und auch „eine verlässliche Aussage bezüglich einer durchgemachten Infektion (Stichwort Immunität) ist noch nicht möglich.“

PCR-Test weiter „Goldstandard“

Die ÖGLMKC hat nun die Eckpunkte der Labordiagnostik für Covid-19 zusammengefasst, wie sie am Montag in einer Aussendung mitteilte. „Der labordiagnostische Goldstandard für die Diagnose einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist der direkte Virusnachweis“ mittels PCR-Test, heißt es darin.

Die hohen Erwartungen in die Antikörpertests würden durch die Darstellung und Bewerbung von Onlineplattformen, nicht medizinischen Labors, Apotheken und Kollegen anderer Fachrichtungen gefördert, was die ÖGLMKC als „hochproblematisch“ ansieht.

Trefferquote fraglich

Mehrere Anbieter haben der Fachgesellschaft zufolge Tests zum serologischen Nachweis von Antikörpern gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 auf den Markt gebracht. Welche Proteine von SARS-CoV-2 genau als Antigen für den Antikörpernachweis genutzt werden, unterscheide sich zwischen den Testsystemen und werde von einigen Herstellern gar nicht angegeben. Für viele Antikörpertests sei die Kreuzreaktivität von Antikörpern gegen andere Coronaviren derzeit nur unzureichend charakterisiert, sodass die „Trefferquote“ nicht abschließend beurteilt werden kann.

Speziell Infektionen mit anderen, niedrig pathogenen humanen Coronaviren (wie z. B. HCoV-HKU) würden häufig auftreten. „Wenn ein Antikörpertest eine Kreuzreaktivität gegenüber einem anderen Coronavirus aufweist und ein Patient eine Infektion mit einem solchen durchgemacht hat, kann der serologische Test für SARS-CoV-2 falsch positiv sein“, warnt die ÖGLMKC.

Auch Ärztekammer für PCR-Analysen

Bei den derzeit verfügbaren Testsystemen würden immer wieder falsch positive Ergebnisse beobachtet, daher sei „ein positiver Antikörperbefund mit großer Vorsicht“ zu interpretieren. Dies gelte vor allem für Personen mit asymptomatischem Infektionsverlauf. Neben epidemiologischen Analysen sollten Antikörpertests daher aktuell speziellen klinischen Situationen vorbehalten bleiben, in denen sie im Einzelfall ergänzend zu einem direkten Virusnachweis mittels PCR-Analyse angewandt werden, empfiehlt die Fachgesellschaft.

Diese fordert gemeinsam mit der Ärztekammer, alle im Gesundheitswesen Tätigen als Schlüsselkräfte rasch zu testen. Die Kapazitäten seien vorhanden, und die Kosten für die Testungen stünden in keiner Relation zu den enormen wirtschaftlichen Folgen, sollte es zu einem zweiten „Shut-down“ in Österreich kommen.