Illustration von drei Krebszellen
©peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Bluttest

Fortschritte bei Krebsfrüherkennung

So einfach wie ein großes Blutbild beim Hausarzt sollen Bluttests zur Krebsfrüherkennung einmal sein. Eine neue Studie aus den USA zeigt hier Fortschritte: Der Bluttest lieferte bei 10.000 Probandinnen gute Ergebnisse und soll jetzt in der Praxis getestet werden.

Die Krebsforschung arbeitet bereits seit Jahren an Bluttests zur Erkennung von Tumoren. Eine zuverlässige Flüssigbiopsie könnte es möglich machen, Krebserkrankung zu entdecken, lange bevor Symptome offensichtlich werden. Ende März erschien beispielsweise eine Untersuchung, an der die renommierte Mayo Clinic beteiligt war, zu einem Bluttest, der 50 Krebsarten erkennen konnte. Im Fokus standen dabei immer Menschen, die bereits an Krebs erkrankt waren.

Einzigartig an der neuen Studie des Krebsforschungsinstituts der Johns Hopkins Universität ist, dass keine der Probandinnen zuvor eine Krebsdiagnose hatte. Bei knapp 10.000 Frauen wurde eine Flüssigbiopsie untersucht und dabei 26 bis dahin nicht entdeckte Krebserkrankungen diagnostiziert. Fast alle konnten in Folge über einen PET-Scan, ein bildgebendes Verfahren, lokalisiert werden. So konnten bei den Betroffenen früh eine Therapie eingeleitet werden.

Die Studie:

Feasibility of blood testing combined with PET-CT imaging to screen for cancer and guide intervention von Anne Marie Lennon et al. ist am 28.4. in Science erschienen.

Bluttest zur Früherkennung

Zusammen erreichten Bluttest und PET-Scan eine Diagnosegenauigkeit von 99,6 Prozent, heißt es in der Studie. „Das war eine der wichtigstens Erkenntnisse der Studie, dass wir in der Praxis diese Zuverlässigkeit erreichen können“, so Anne Marie Lennon, die Erstautorin der Studie im Gespräch mit science.ORF.at. Um alle Ergebnisse miteinander vergleichen zu können, konzentrierte sich die Studie, die soeben in der Wissenschaftszeitschrift Science erschienen ist, auf Frauen. Denn Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs gehören zu den Krebsarten, die der Bluttest potenziell erkennen kann. Die anderen Krebserkrankungen betrafen Brust, Darm und Lunge sowie Lymphome, Appendixkarzinome, Tumoren der Schilddrüse und der Nieren.

Die Frauen nahmen von September 2017 bis Mai 2019 an einem Screeningprogramm teil, das neben bekannten Untersuchungen wie Mammographie und Darmspiegelung eben auch eine zweimalige Flüssigbiopsie vorsah. Ziel der DETECT-A-Study war es, Krebs möglichst früh zu diagnostizieren und zwar anhand von DNA-Bruchstücken der Tumorzellen, die im Blut zirkulieren. Das große Team der Johns Hopkins Universität konnte zusätzlich zu den 26 Krebserkrankungen, die der Bluttest aufzeigte, 24 Tumoren über Standardscreenings entdecken. Durch alle Screeningverfahren zusammen, konnte so mehr als die Hälfte der insgesamt 96 Krebserkrankungen entdeckt werden, die während der mehr als 20 Monate andauernden Studie auftraten.

Zuverlässigkeit stark verbessert

Die Forscherinnen und Forscher wollen die Probandinnen weitere fünf Jahre begleiten. Dazu gehören auch 120 Frauen, die ein falsch positives oder ein falsch negatives Ergebnis hatten. Falsch negative Ergebnisse werde es weiterhin geben, befürchtet das Studienteam. Findet der Bluttest in einem sehr frühen Stadium der Krebserkrankung statt, ist noch nicht ausreichend Tumor-DNA im Blut auffindbar. Was die falsch positiven Ergebnisse betrifft, hoffe man, die Sensitivität der Tests weiter verbessern zu können.

Insgesamt habe sich die Zuverlässigkeit der Testergebnisse aber stark verbessert, sagt Lennon. Eine erste Version des Tests kam bereits vor 2018 für eine Studie zum Einsatz. Im Vergleich zu herkömmlichen Screeningmethoden konnten die Kombination des Bluttests mit einer Mammographie oder einer Darmspiegelung die Sensitivität des Nachweisverfahrens von 47 Prozent auf 71 Prozent steigern. Bei den anderen Krebstypen, für die es kein Screening gibt, wie Lymphom oder Eierstockkrebs, erreichte man jetzt immerhin 31 Prozent.

Zwei Drittel der Tumoren früh erkennen

Das vorrangige Ziel der Studie sei gewesen, die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Tests unter Beweis zu stellen, sagt Lennon. „Wir wollten demonstrieren, dass der Bluttest zu einer frühen Krebsdiagnose beitragen kann und dazu, dass die Betroffen möglichst früh mit der Therapie beginnen können“, so die Erstautorin weiter. Aber man wollte auch zeigen, dass ein solcher Bluttest idealerweise mit anderen, bereits etablierten Screeningverfahren kombiniert werden sollte.

Weitere Studien, in denen der Bluttest verbessert werden soll, sind bereits in Planung. Denn das Forscherteam ist überzeugt, dass mehr als zwei Drittel aller Krebserkrankungen in einem Land wie den USA durch Screeningverfahren entdeckt werden könnten, sobald der Bluttest für eine klinische Anwendung bereit sei. Bei vielen Krebsarten würde dann eine Früherkennung möglich, die die Überlebensraten stark ansteigen ließe, sind die Onkologinnen und Onkologen überzeugt. Die nächsten Studien sollen bereits die Praktikabilität des Tests im klinischen Alltag untersuchen.