Remdesivir
AFP – ULRICH PERREY
AFP – ULRICH PERREY
Coronavirus

Studienergebnisse zu Remdesivir positiv

Bei der Suche nach einem Medikament gegen das neuartige Coronavirus haben US-Forscher positive Ergebnisse präsentiert. Der ursprünglich gegen Ebola entwickelte Wirkstoff Remdesivir habe die Genesungsdauer von Covid-19-Patienten und -Patientinnen um rund 30 Prozent verringert.

Die Resultate müssten noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien aber vielversprechend, sagte am Mittwoch der Immunologe Anthony Fauci, ein Berater von US-Präsident Donald Trump.

Kürzere Krankheitsdauer

Remdesivir habe eine „signifikante positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung“ gezeigt, sagte Fauci, der Chef des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten (NIAID) der USA ist. Die internationale klinische Studie mit mehr als 1.000 Teilnehmern wurde mit Kontrollgruppen durchgeführt und die Datenerhebung von unabhängigen Experten begleitet, wie er weiter erklärte.

Patienten und Patientinnen, die in Krankenhäusern an der Lungenkrankheit Covid-19 litten und Remdesivir bekamen, waren laut Fauci nach durchschnittlich elf Tagen wieder genesen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Damit seien jedoch nicht alle Probleme gelöst, sagte Fauci während eines Treffens im Büro von Präsident Trump weiter. Auch die Sterblichkeitsrate sei etwas geringer gewesen, dieses Ergebnis sei aber bisher nicht statistisch signifikant.

Trump wünscht schnelle Genehmigung

Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei derzeit in Gesprächen mit dem Pharmakonzern Gilead, um Remdesivir rasch für Patienten in Krankenhäusern verfügbar zu machen, sagte Fauci. Eine formelle Zulassung des Medikaments würde jedoch noch wesentlich länger dauern und weitere Studien erfordern.

Trump sagte am Mittwochabend (Ortszeit) auf die Frage, ob er sich von der Behörde einen beschleunigten Zulassungsprozess für das Mittel wünsche, er wolle, dass man so schnell wie möglich vorangehe. „Wir wünschen uns sehr schnelle Genehmigungen.“

Remdesivir dringt in Viren ein und verhindert damit ihre Vermehrung. Gilead testet den Wirkstoff gegen Krankheiten wie Ebola, Marburg, Mers and Sars. Das Medikament ist bisher weltweit noch nirgendwo zugelassen. Das Biotech-Unternehmen Gilead erklärte in einer Pressemitteilung, man sei sich der „positiven Daten“ aus der klinischen Studie bewusst, die Kommunikation liege aber beim NIAID.

Kleinere Studie kommt zu anderem Resultat

Die NIAID-Ergebnisse stehen im Widerspruch zu einer anderen Studie, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift „The Lancet“ erschienen ist. Ihrzufolge habe Remdesivir bei der Behandlung von Covid-19 keinen „statistisch signifikanten klinischen Nutzen“. Weder beschleunige das Mittel im Vergleich zu einem Placebo den Heilungsprozess, noch senke es die Sterblichkeitsrate von Patienten. Die Studienautoren verwiesen allerdings auf die geringere Zahl von nur 237 Versuchsteilnehmern.

Die „Financial Times“ hatte bereits vergangene Woche über die China-Studie berichtet. Die Zeitung berief sich auf eine Zusammenfassung der Studie, die offenbar aus Versehen kurzzeitig auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu sehen war.

Gilead hatte diese Darstellung der Studienergebnisse zurückgewiesen. Die Studie sei wegen geringer Beteiligung vorzeitig beendet worden und daher statistisch nicht signifikant. US-Virologe Fauci sagte am Mittwoch ebenfalls, die Studie aus China sei „nicht adäquat“.

“Maßstab wird Remdesivir sein“

Positiv beurteilt die NIAID-Studie der Infektiologe Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln. "Sie macht Patienten mit einer schweren Form von Covid-19 Hoffnung, schneller und sicherer genesen zu können.“ Dennoch würde viele Fragen offenbleiben, etwa „ ob die Wirksamkeit je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich ist. Davon wird entscheidend abhängig sein, welchen Patienten das Medikament verabreicht werden sollte.“

Darüber hinaus geht der Leiter einer klinischen Prüfung von Remdesivir bei Patienten in Deutschland davon aus, dass in absehbarer Zeit gar nicht genügend Wirkstoff zur Verfügung stehen wird. „Es wird deshalb auch dringend erforderlich sein, weitere Wirkstoffe in klinischen Studien zu untersuchen. Der Maßstab für deren Wirksamkeit wird in Zukunft allerdings Remdesivir sein.“