Mutter sitzt am Küchentisch und arbeitet mit ihrem Laptop, deneben sitzt ihr Sohn
Adobe Stock / TITOVA ILONA
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Homeoffice

Heimarbeit belastet vor allem Mütter

Beruf und Familie zu vereinbaren, ist immer herausfordernd – derzeit ist die Belastung für Eltern enorm. Seit einigen Wochen arbeiten viele im Homeoffice und betreuen gleichzeitig ihre Kinder. Eine Mehrbelastung, die vor allem Mütter zu tragen haben.

Früher war im Homeoffice arbeiten zu können für viele ein Luxus, meist war es eine Ausnahme. Viele Arbeitgeber hatten Bedenken, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so viel Vertrauen entgegenzubringen. Denn wer zuhause arbeitet, ist schwerer zu kontrollieren, gleichzeitig bleiben viele Arbeitsleistungen tendenziell unsichbar.

Seit einigen Wochen arbeiten etwa 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreich ganz oder vorwiegend im Homeoffice. Gerade für Eltern ist das derzeit allerdings kein Luxus: Sie sollen gleichzeitig die Kinderbetreuung übernehmen und beim Heimunterricht unterstützen.

Unbezahlte Arbeit angewachsen

Den Haushalt führen, kochen, putzen und die Kinder betreuen, all das wird als Sorgearbeit zusammengefasst, die meist unbezahlt ist. Die jüngsten Zahlen für Österreich stammen aus dem Jahr 2009. Demnach werden in Österreich jedes Jahr etwa neun Milliarden Stunden unbezahlt gearbeitet, zwei Drittel dieser unbezahlten Arbeit übernehmen Frauen. Dem stehen neuneinhalb Milliarden Stunden Erwerbsarbeit gegenüber.

Ö1-Sendungshinweis:

Dem Thema Homeoffice und Vereinbarkeit widmet sich auch die neue Ausgabe des Ö1-Corona-Podcast vom 07.05.

Mit den Einschränkungen für Kindergärten und Schulen vor einigen Wochen dürfte die unbezahlte Arbeit stark angewachsen sein, sagt die Ökonomin Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien. „Der Aufwand, der jetzt beim Kochen entsteht, weil drei Mal Tag alle Hunger haben oder weil die Wohnung immer schmutzig ist, wenn sich viele Leute ständig darin aufhalten, ist einfach größer geworden“, so Mader. Und das den Anteil der unbezahlten Arbeit enorm erhöht.

Frauen stärker belastet

Ob die Mütter oder die Väter diesen Mehraufwand mehrheitlich leisten, untersucht Mader derzeit in einer Studie. Die Befragung untersucht, wo die Belastungen für arbeitende Eltern derzeit am größten sind. Die Hypothese der Ökonomin ist, dass Väter derzeit zwar wesentlich mehr Einblick in die unbezahlte Arbeit erhalten und den Aufwand dieser Tätigkeiten besser eineschätzen können, dass die gegenwärtige Krise die klassischen Rollenbilder aber dennoch verstärkt.

Denn Mütter stecken im Homeoffice typischerweise zurück. Sie erledigen ihre Erwerbsarbeit oft am Abend, in der Nacht oder am Wochenende, während Väter auch zuhause geregeltere Arbeitszeiten haben. Sie nützen Laptop oder Computer, wenn die schulpflichtigen Kinder ihre Aufgaben erledigt haben.

Mütter arbeiten am Esstisch

Ähnlich ist es beim Arbeitsplatz zuhause. Selbst wenn in einem Haushalt ausreichend Geräte vorhanden sind und alle gleichzeitig arbeiten könnten, haben Frauen selten ein Büro oder Arbeitszimmer in den eigenen vier Wänden. „Wir wissen, dass es für Männer eher möglich ist, in einem Raum zu arbeiten, wo sie die Tür zu machen können“, so Mader. Es seien mehrheitlich die Frauen, die beispielsweise am Esstisch oder dem Sofa arbeiten, wo es nicht unbedingt möglich ist, sich voll auf die Arbeit zu konzentrieren.

Insgesamt sei die Arbeitsbelastung für Eltern im Homeoffice auch ohne Ausgangssperren größer, sagt Mader. Mütter, die zuhause arbeiten können, würden zwar mehr Zeit für die Kinderbetreuung aufwenden, sie arbeiten aber auch mehr für ihren bezahlten Job. „Im Schnitt arbeiten sie eine Stunde mehr pro Tag, als sie eigentlich müssten“, sagt Mader. Auch für Väter sei das Homeoffice kein Freizeitgewinn. Sie würden sich zwar nicht stärker in die Haus- und Erziehungsarbeit einbringen, dafür aber mehr Überstunden machen.