Hand mit Handschuhe nimmt Blutprobe aus einem Set mit Blutproben
angellodeco – stock.adobe.com
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Große Studie soll Licht ins Dunkel bringen

80 Prozent der Coronavirus-Infizierten dürften keine oder nur sehr leichte Symptome haben – sie könnten das Virus aber verbreiten. Um diese Dunkelziffer zu ermitteln, hat die Ludwig Boltzmann Gesellschaft eine große Antikörperstudie gestartet.

Blutproben von mehr als 12.000 Menschen zwischen sechs und 80 Jahren will das Ludwig Boltzmann Institut für Pneumologische Epidemiologie sammeln und es auf Sars-Coronavirus-2-Antikörper testen. Die Stichprobe ist so groß und vielfältig, dass sie die gesamte österreichische Bevölkerung abbildet. Noch hätten die Blutuntersuchungen, die mit Unterstützung des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) stattfinden werden, allerdings nicht begonnen, sagt die Studienleiterin Marie-Kathrin Breyer. Man warte noch auf einen zuverlässigen Antikörpertest.

Notwendig, um Maßnahmen zu evaluieren

Die Blutabnahmen am Otto-Wagner-Spital in Wien werden demnächst abgeschlossen, erklärt die Internistin. Bis man das richtige Testverfahren habe, würden die Blutproben tiefgefroren. „Das wird sicherlich in den nächsten Wochen der Fall sein und dann werden wir die Blutproben unserer Probanden auftauen und dann den Test durchführen“, so Breyer gegenüber science.ORF.at.

Ö1-Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch Wissen Aktuell, am 8.5., um 13.55 Uhr.

Realistische Werte zur Infektionshäufigkeit mit dem Erreger zu erhalten, sei wichtig, um die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Sars-Coronavirus-2 evaluieren zu können, so Breyer. Sei die Anzahl der Menschen mit Antikörpern hoch, müsse man die Maßnahmen hinterfragen. „Wenn wir dann aber wissen, dass die Dunkelziffer niedrig ist, dann wissen wir, dass wir unsere Gesellschaft schützen können, indem wir beispielsweise zuhause bleiben und soziale Kontakte meiden“, erklärt die Internistin weiter.

Hinweise auf Vorerkrankungen und Folgen

Aus medizinischer Sicht hat die große Antikörperstudie weitere Vorteile: Jene Menschen, die eingeladen wurden teilzunehmen, sind gleichzeitig Probanden der sogenannten LEAD-Study, die 2008 in Wien startete. Diese Langzeitstudie erforscht die Lungengesundheit von 15.000 Menschen, die alle vier Jahre zu einer Untersuchung eingeladen werden. Ziel der LEAD-Study ist, die Ursachen von Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma zu erforschen und Präventions- sowie neue Behandlungsstrategien zu ermitteln.

Auf diesen Erkenntnissen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufbauen. „Wir könnten in Zukunft beispielsweise schauen, ob jene Personen, die positiv auf eine Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2 getestet werden, bestimmte Gesundheitsmerkmale haben, die sich überschneiden“, so Breyer. Auf diese Weise könnten Risikogruppen besser umrissen und geschützt werden. Außerdem könnten die Folgeuntersuchungen der LEAD-Study zeigen, ob eine Covid-19-Erkrankung Langzeitfolgen für die Gesundheit hat.