Der Mauna Loa auf Hawaii
AP/Chris Stewart
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Klimawandel

CO2-Rekorde trotz weltweiten „Lock-downs“

Die Messstation Mauna Loa auf der hawaiianischen Insel Big Island verzeichnet neue CO2-Rekorde – laut Hochrechnungen waren die Werte seit Beginn der Menschheitsgeschichte noch nie so hoch. Und das, obwohl in den vergangenen Wochen weltweit weniger CO2 ausgestoßen wurde.

In den vergangenen Wochen der Coronavirus-Pandemie sind in vielen Ländern weniger Flugzeuge geflogen, es waren weniger Autos unterwegs, und die Industrie hat weniger produziert. Trotzdem wurden am Observatorium Mauna Loa in Hawaii neue CO2-Rekorde aufgestellt.

Den Aufzeichnungen zufolge erreichte die durchschnittliche CO2-Wochenkonzentration in der ersten Mai-Woche einen absoluten Höchstwert. Mit 3. Mai gibt es zudem einen neuen Tagesrekord, und das seit Beginn der Menschheitsgeschichte, erklärt Günther Lichtblau, Leiter der Abteilung Klima am Umweltbundesamt. „Grundsätzlich wird seit den 1950er Jahren kontinuierlich gemessen. Mit wissenschaftlichen Methoden lassen sich die CO2-Konzentrationen aber über Jahrtausende zurückbestimmen. So etwa über Eiskernbohrungen in der Arktis.“ Dieser „Aufwärtstrend“ zeigt sich in Observatorien weltweit.

Atmosphäre als Langzeitgedächtnis

Dass die CO2-Rekorde weiter fallen, obwohl gerade weniger ausgestoßen werden, verdeutlicht das Grundproblem: CO2 ist eine sehr langlebige Substanz, die Hunderte Jahre in der Atmosphäre bleibt. Das Gas hindert die von der Erdoberfläche abstrahlende Wärme daran, wieder in das All zu entweichen und hält mehr Wärme auf der Erde. Wie bei einem Gewächshaus.

Das Mauna Loa-Oberservatorium
AP/Chris Stewart
Das Mauna Loa-Oberservatorium, hinten sieht man den Mauna Kea

Durch das Verbrennen von Gas, Öl und Kohle kommt immer mehr CO2 dazu, und zwar mehr, als etwa in Bäumen und im Meer gespeichert werden kann. „Das muss man sich wie eine Badewanne vorstellen, wo ständig Wasser hineinfließt. Je mehr Wasser hineinfließt, umso voller wird die Badewanne und genauso ist es mit den Treibhausgasen in der Atmosphäre. Das heißt, wir erleben da eine ständige Zunahme.“ Damit wird immer mehr Wärme zurückgehalten, erklärt Günther Lichtblau.

Aktuell fließt zwar etwas weniger „Wasser in die Badewanne“, ein Überlaufen kann aber nur verhindert werden, wenn man den Wasserhahn abdreht, so Lichtblau. Auf das Klima gemünzt bedeutet das: Man muss vor allem auf fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle weitgehend verzichten. Sie sind für den Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Umstellung auf Alternativen wird „ein intensiver Prozess“, erklärt Lichtblau. Immerhin sind fossile Energieträger ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags und Wirtschaftens, sei es im Verkehr, in der Industrie, in der Landwirtschaft oder zu Hause beim Heizen.

Langer Weg bis zur Klimaneutralität

„Derzeit müssen wir davon ausgehen, dass wir Jahrzehnte für diese Transformation hin zu einer postfossilen Gesellschaft brauchen. Nachdem das CO2 so ein langlebiger Schadstoff ist, werden unsere Lebensweise und unsere aktuellen Strukturen noch länger Treibhausgase in die Atmosphäre bringen. Deshalb müssen wir jetzt überlegen, wie wir da aus dem Treibhausgaszyklus herauskommen.“

Die aktuelle CO2-Bilanz in Österreich zeigt allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Verglichen mit dem Jahr 2018 sind die CO2-Emissionen 2019 wieder um 2,8 Prozent gestiegen.

„Aufgrund der Coronavirus-Krise sehen wir gerade einen Rückgang in den Emissionen: In der Industrie waren es etwa 20 Prozent, im Verkehr etwa 50 Prozent.“ Für den Kampf gegen die Klimaerwärmung reicht das nicht. Vielmehr müssen rund 95 Prozent aller Treibhausgase reduziert werden, will man die Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius stoppen und damit verheerende Folgen für die Menschheit vermeiden. Diesem Ziel hat sich auch die Regierung verschrieben, sie will Österreich bis 2040 klimaneutral machen.