Kühe stehen und grasen auf einer Alm
APA/ERWIN SCHERIAU
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Konferenz

Wie nachhaltiger Landbau möglich wäre

Die Landwirtschaft ist in der Klimaerwärmung sowohl Verursacherin als auch Leidtragende. Wie ein nachhaltiger Landbau aussehen könnte, der auch die Ernährung der Weltbevölkerung sicherstellt, damit beschäftigen sich Ökologinnen und Ökologen gerade bei einer Onlinekonferenz der Umweltorganisation Global 2000 in Wien.

Österreich hat seit Wochen mit Trockenheit zu kämpfen, wie in vielen anderen Ländern auch mangelt es an Regen. Der April war noch dazu einer der wärmsten in der Messgeschichte. Die Waldbrandgefahr ist hoch, und in ganz Europa fürchten Bauern um die diesjährige Ernte.

Doch die Landwirtschaft ist nicht nur betroffen vom Klimawandel, sie ist auch daran beteiligt. Eine Onlinekonferenz von der Umweltorganisation Global 2000 zeigt Ansätze auf, wie die Landwirtschaft, aber auch die Verkehrspolitik in Zukunft gestaltet werden müsste, um einen Ausweg aus der Umwelt- und Klimakrise zu finden.

Weniger Verkehr fördert Gesundheit

Die Wochen des Coronavirus-„Lock-downs“ hätten es bewiesen: Beinahe autofreie Städte und so gut wie kein Flugverkehr würden sich gesundheitsfördernd auswirken, so der Ökologe Wolfgang Cramer vom Mediterranean Institute for Biodiversity and Ecology in Frankreich. Er verweist auf Erhebungen vom nationalen Statistikamt (ISTAT) und Italiens oberster Gesundheitsbehörde zwischen Ende Februar und Ende März. Deren Zahlen belegen, dass die Stadt Rom zehn Prozent weniger Todesfälle hat als normalerweise im Durchschnitt um diese Zeit- trotz Coronavirus-Todesopfer. Dass es weniger Tote sind, gilt aber nur für die Stadt Rom. In den von Covid-19 besonders betroffenen Gebieten sind es laut ISTAT mitunter gut 300 Prozent mehr.

Verbrennungsmotoren aus den Autos verbannen, erneuerbare Energien und den öffentlichen Verkehr ausbauen – das wünscht sich Cramer. Wichtig sei auch, lange Transportwege zu vermeiden, etwa in der Landwirtschaft. Als Beispiel für nicht nachhaltige Landwirtschaft führt er die Fleischindustrie an. „Da werden in Lateinamerika und Südostasien die Wälder zerstört, dort Soja angebaut, das hierzulande an Nutztiere verfüttert wird, um dann das Fleisch dieser Tiere in China zu verkaufen.“

Agrarökologie statt industrieller Landwirtschaft

Aber auch die lokale Landwirtschaft setze allzu oft auf Monokulturen und Stickstoffdünger, erklärt der Insektenforscher Hans Herren, Gründer der Stiftung Biovision in der Schweiz. Der Stickstoffdünger gibt sehr viel CO2 ab, außerdem entsteht dabei auch Distickstoffoxid, ein Treibhausgas. Eine Alternative wäre für Herren, aber auch für Cramer, die Agrarökologie. Sie setzt auf regionale, kleine Betriebe, die mit natürlichen Mitteln düngen und auf Artenvielfalt setzen, zugleich auch die Beschäftigten fair bezahlen.

Durch die biologische Art der Düngung gelangt mehr Kohlenstoff in den Boden, der wiederum das CO2 reduziert. „Wenn man agrarökologisch arbeitet, kann man CO2-negativ sein, also man absorbiert mehr, als man produziert“, erklärt Hans Herren. Deshalb sei Agrarökologie sehr nützlich, um den Klimawandel zu bekämpfen. Politik und Konsumenten müssten solche Ansätze allerdings unterstützen, damit sie im globalen Wettbewerb bestehen können, fordern Cramer und Herren.