Spender  für Desinfektionsmittel wird benutzt
APA/dpa/Fabian Strauch
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Hygiene

Worauf beim Desinfizieren zu achten ist

Wie man sich richtig die Hände wäscht, weiß spätestens seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie jeder. Anders bei Desinfektionsmittel: Hier gibt es große Unterschiede bei der Anwendung. Desinfizieren sollte man aber ohnehin nur, wenn es unbedingt notwendig ist.

Die eine Regel wie beim Händewaschen gibt es beim Desinfizieren nicht. Zwar muss man das Mittel ebenfalls sorgfältig auf den Händen und Fingern bis zu den Nägeln verteilen. Einwirkzeiten und Mengenangaben sind aber sehr unterschiedlich. So steht auf einem Etikett beispielsweise, dass man mindestens einen Milliliter Desinfektionsgel 30 Sekunden lang in den Händen gründlich verreiben soll. Anschließend muss man noch einmal 30 Sekunden warten, bevor man beispielsweise seine Jause unterwegs mit den Händen angreift.

Auf einem anderen Fläschchen wird wiederum empfohlen, einen haselnussgroßen Tropfen so lange in den Händen zu verteilen, bis das Gel eingezogen ist. Der Grund: „Es gibt unterschiedliche Wirkstoffe in den Desinfektionsmitteln und damit ist die Einwirkzeit unterschiedlich“, erklärt Sabine Cladrowa, Leiterin der Abteilung Chemikalien und Biozide im Umweltbundesamt.

Etikett genau lesen

Das gilt auch für Desinfektionsmittel für Oberflächen, auch hier müssen die Anwendungshinweise genau befolgt werden. Tut man das nicht, tötet das Mittel die Erreger nicht ab. Das heißt, man kann weiterhin Erreger mit den Händen auf seiner Semmel verteilen, so die Chemikerin. „Wenn die Kontaktzeit nicht eingehalten wird, haben wir nur einen unnötigen Verbrauch an Desinfektionsmittel bzw. Chemikalien und es wirkt trotzdem nicht.“ Bei Handdesinfektionsmittel sollte man zudem die Flasche zuerst wieder verschließen und verstauen, bevor man es in den Händen verteilt. Ansonsten besteht die Gefahr, die Hände gleich wieder zu verunreinigen.

Der Blick aufs Etikett hilft auch, das richtige Desinfektionsmittel zu finden. So sind manche nur antibakteriell, wirken aber nicht bei Viren. Zudem soll man Mittel für Oberflächen nicht für die Hände verwenden und umgekehrt. „Flächendesinfektionsmittel können die Haut der Hände sehr stark angreifen und sie austrocknen. Manche bedenkliche Zusatzstoffe sind zudem nicht dafür geeignet, um sie auf die Haut aufzutragen.“ Handdesinfektionsmittel enthalten wiederum rückfeuchtende und rückfettende Stoffe, damit die Haut nicht austrocknet.

Blick ins Verzeichnis

Um ganz sicher zu sein, ob ein Produkt für den jeweiligen Zweck erfolgreich geprüft wurde und wie es richtig anzuwenden ist, geht die Hygienikerin Miranda Suchomel von der Medizinischen Universität Wien noch einen Schritt weiter und empfiehlt zum Beispiel im Expertisenverzeichnis der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) oder in der Desinfektionsmittelliste des Verbunds für angewandte Hygiene (VAH) nachzusehen. Die Desinfektionsmittelliste des VAH gibt zudem an, ob ein Produkt zumindest „begrenzt viruzid“ wirkt.

„Leider tauchen im Moment auch immer wieder „gefälschte“ Gutachten auf oder Hinweise auf Listungen bei der ÖGHMP oder beim VAH oder Auslobungen von Wirksamkeiten, die aber so nicht existieren. Daher kann man sich eigentlich auch nicht sicher darauf verlassen, dass derartige Hinweise auf einem Etikett oder in der Produktbeschreibung stimmen. Es steht aber jedem und jeder frei, einen Blick in die genannten Listen zu riskieren oder sich beim Hersteller direkt zu erkundigen, ob und welche Nachweise für eine Wirksamkeit vorliegen“, erklärt Suchomel.

Desinfizieren nur wenn notwendig

Allerdings sollte man so oder so nicht zu oft zum Gel oder Spender greifen, empfiehlt Cladrowa, da die Haut durch das Desinfizieren stark beansprucht wird. Zudem werden damit nicht nur schädliche Keime zerstört, sondern auch nützliche Mikroorganismen.

„Desinfizieren kann letztlich nicht das Händewaschen ersetzen. Schmutzige Hände bekommt man nur mit Seife sauber.“ Anders als beim Desinfizieren tötet die Seife die Bakterien und Viren auch nicht ab, vielmehr wäscht man sie ab, so die Chemikerin. „Bei Coronaviren kommt hinzu, dass sie eine lipidhaltige Virushülle umgibt, die durch fettlösliche Stoffe wie Seife zerstört wird.“ Ohne Hülle wird das Virus inaktiviert und kann Menschen nicht mehr infizieren.