Aufsichtsgremium sieht bei WHO-Regeln Reformbedarf

Eine unabhängige Gruppe von Expertinnen und Experten hat angesichts der Coronavirus-Krise eine Überarbeitung von Vorschriften bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeregt.

Die Frage, welche Grenz- und Reiseempfehlungen die WHO bei einer Pandemie abgeben soll, müsse neu beleuchtet werden, forderte das Gremium IOAC, das die WHO-Arbeit bei Notlagen überwachen soll. Die Gruppe legte am Montag einen ersten Bericht über die WHO-Arbeit im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus vor. Auch das System der Erklärung einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Bedeutung“ müsse überdacht werden. Viele Länder hätten darauf nicht angemessen mit Vorbereitungen reagiert. Besser sei vielleicht ein Alarmsystem mit mehreren Stufen, hieß es bei einer Online-Tagung der WHO.

“Reisehinweise überprüfen“

Fehlende Reisewarnungen sind ein Kernpunkt der US-Kritik an der WHO. Nur weil Chinas Grenzen nach dem Coronavirus-Ausbruch offenblieben, habe es sich um die Welt verbreiten können. Präsident Donald Trump wirft der WHO vor, vor China zu buckeln. Er hat die US-Beiträge an die Organisation gestoppt und eine Untersuchung eingeleitet, um vermeintliche Fehlleistungen der WHO zu untersuchen.

Die Expertengruppe verwies auf die von den WHO-Mitgliedsländern beschlossenen internationalen Gesundheitsvorschriften, wonach Grenzmaßnahmen zur Eindämmung einer Pandemie den Reise- und Handelsverkehr möglichst nicht stören sollen. Die Vorschriften
sehen aber Maßnahmen wie Fiebermessstationen vor.

Die WHO verwies auf die Vorschriften am 10. Jänner. Allerdings hätten mehr als 100 Staaten der WHO später zusätzliche Maßnahmen – wie Grenzschließungen – gemeldet. „Es könnte angebracht sein, dass die Mitgliedsländer die Rolle des WHO-Sekretariats in Bezug auf Reisehinweise in einer Pandemie überprüfen“, heißt es in dem Bericht.