Nobelpreisträger protestieren gegen Forschungsstopp

Vor einem Monat haben US-Behörden einem Forscher Geldmittel gestrichen, der mit chinesischen Kollegen am Biolabor in Wuhan Coronaviren bei Fledermäusen untersucht. 77 Nobelpreisträger und -trägerinnen protestieren nun dagegen – darunter auch der gebürtige Österreicher Eric Kandel.

Seit rund 15 Jahren forscht Peter Daszak, Präsident der EcoHealth Alliance zu der Frage, wie gefährliche Viren von Fledermäusen auf Menschen überspringen können. Mehrere Millionen US-Dollar hat die US-Gesundheitsbehörde NIH seither in Form von Grants in die Forschung investiert. Das Geld floss dabei auch an Forscher am Institut für Virologie in der chinesischen Stadt Wuhan, in der Ende vergangenen Jahres die ersten Fälle des neuartigen Coronavirus bekanntgeworden waren. US-Präsident Donald Trump hat in den vergangenen Wochen mehrfach behauptet, dass die Coronavirus-Pandemie in dem Labor ihren Ursprung haben soll – freilich ohne Beweise vorzulegen und gegen das Wissen der Experten und Expertinnen.

Als die NIH Peter Daszak Ende April dann einen laufenden Grant strichen, lag die politische Einflussnahme „von ganz oben“ auf der Hand. „Wir werden den Grant sehr schnell beenden“, hatte Trump zuvor auf einer Pressekonferenz angekündigt.

„Grotesk“ nennen das Vorgehen nun 77 Nobelpreisträger und -trägerinnen in einem öffentlichen Brief, der an NIH-Direktor Francis Collins und US-Gesundheitsminister Alex Azar adressiert ist. „Gerade jetzt ist die Zeit, um Forschungsfragen wie diese zu unterstützen, wenn wir die Pandemie kontrollieren und zukünftige verhindern wollen“, heißt es in dem Brief, der auch vom gebürtigen Wiener und von den Nazis vertriebenen Eric Kandel unterschrieben wurde. Mit seinen 76 Kollegen und Kolleginnen zeigt sich der Medizinnobelpreisträger 2000 „tief besorgt“ über die politische Einflussnahme.