ÖGK

Psychotherapieangebot könnte ausgeweitet werden

Die Coronavirus-Krise hat die Häufigkeit depressiver Symptome in Österreich laut einer Studie vervielfacht. Es sei wichtig, das Psychotherapie-Angebot auszubauen, sagte nun Andreas Huss, stellvertretender Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).

Im ORF-Morgenjournal kündigte er für Juni einen Antrag für 20.000 zusätzliche Plätze auf Kassenkosten an.

15 Millionen Euro Mehrkosten

Derzeit gibt es Stunden-Kontingente und Zuzahlungen für Stunden außerhalb des Kontingents, je nach Bundesland unterschiedlich hoch. „Wir werden bei der nächsten Sitzung des Verwaltungsrates der ÖGK einen Antrag stellen, dass diese Unterschiede österreichweit angeglichen werden, dass es zusätzlich 20.000 Psychotherapie-Plätze für psychisch kranke Menschen auf Kassenkosten gibt“, kündigte Huss im ORF-Radio an.

Die vorerst 15 Millionen Euro Mehrkosten halte er für leistbar, „weil auf der anderen Seite ja auch wieder Einsparungen stehen“. Dabei geht es vor allem um Ausgaben für Medikamente oder Frühpensionen.

In allen Bundesländern soll es Clearing-Stellen geben, wie jetzt etwa in Nieder- und Oberösterreich, berichtete das Morgenjournal weiters. Nach Überweisung durch den Hausarzt erhalten Patienten dort einen Vorschlag für einen Therapieplatz.

Depressionen verdoppelt

„Das ist sicherlich eine Initiative in die richtige Richtung. Unser Ziel wäre, überhaupt Kontingente aufzuheben“, reagierte Peter Stippl, Präsident des Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP), im Morgenjournal. Er sei zuversichtlich, dass der vorliegende Vorschlag der Arbeitnehmer-Vertreter in der Gesundheitskasse auch durchgehen wird.

Zu den psychischen Folgen der Coronavirus-Krise für die Bevölkerung sagte Stippl unter Verweis auf einer vor rund zwei Wochen vorgestellten Studie der Donau-Universität Krems, die einen Vergleich mit Großbritannien zieht: „In Österreich haben sich die Depressionen etwa verdoppelt, also 8,4 Prozent der Population, in Großbritannien 24,6 Prozent. Angststörungen sind in Österreich um etwa sechs Prozent, in Großbritannien um 18 Prozent gestiegen und Schlaflosigkeit in Österreich etwa um 15 Prozent und Großbritannien um 28 Prozent.“ Man sehe, „dass es eine Parallelität zwischen den Maßnahmen und der Klarheit der Regierung und der Auswirkung auf die psychische Befindlichkeit in der Bevölkerung gibt“.

Zur Situation der Kinder merkte Stippl an: „Auch von der UNO wurde eine ähnliche Studie, wie in Krems gemacht, speziell für Kinder. Bei Kindern ist das Gefühl der Einsamkeit, Nervosität, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit um etwa 30 Prozent gestiegen, Konzentrationsschwierigkeiten sogar um mehr als 70 Prozent.“